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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Musik

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

die Gestaltung durch Töne und Tonfolgen. Wie Musik aufgenommen wird, hängt unter anderem von Tonhöhe, Tonfarbe, aber auch von Takt und Tempo ab. Musik kann ebenso besänftigend sein, bis zum Einlullen, wie erregend, bis zur Ekstase. Der Zusammenklang (Harmonie) wird als angenehm empfunden, die Dissonanz erzeugt Spannung. Solche Wirkungen ändern sich mit der Gewohnheit, d. h. mit der Art von Musik, die in einem bestimmten Kulturkreis oder einer bestimmten Kulturepoche üblich ist. So sind Synkopen, also Betonungen gegen den Takt, die einst als ungehörig gegolten hätten, seit dem Einfluß durch den Jazz zu einem nahezu allgemein akzeptierten Stilmittel geworden. Die reine Musik hat keinen in Worten oder Bildern darstellbaren Gehalt. Die Gefühle, die sie erzeugt, lassen sich nicht definieren. Sie löst bei ver schiedenen Hörern auch ganz unterschiedliche Assoziationen aus. Sie schafft bei einem Hörerkreis eine Gemeinsamkeit, die dennoch jedem einzelnen sein individuelles Erlebnis ermöglicht. So kann sie Gefühlsbereiche ausdrücken und unterstützen, die für jeden etwas irgendwie anderes bedeuten. Besonders eng ist ihre Beziehung zur Religion, zur Liebe, zu Festen, zum Kampf. Nicht nur hier verbindet sie sich oft mit anderen Mitteln des Ausdrucks, zum Beispiel dem Tanz. Wo Musik und Wort zusammenwirken, wie beim Lied, bei der Oper und Operette, und noch beim Schlager von heute, wird die Deutung der Klänge weitgehend vom Text vorbestimmt. Doch ist die Bindung weniger fest, als man meist annimmt: viele Melodien haben den unterschiedlichsten Texten gleich gut gedient. Nur ein kleiner Teil der Musik kann als Kunst, d. h. als bewußte Gestaltung und Vermittlung innerer Erlebnisse aufgefaßt werden. Oft ist Musik ein ursprünglicher Ausdruck, wie er ja auch einigen Tierarten, etwa den Singvögeln zu Gebote steht. Die Entwicklung der modernen Kunstmusik ist an einem breiteren Publikum mehr vorbeigegangen als die moderne Literatur oder Bildende Kunst. Wie zum Ausgleich dafür hat heute die reine Unterhaltungs und Gelegenheitsmusik, bis hin zum Kitsch, eine sehr große Bedeutung. Gerade sie spricht direkt das Gefühlsleben an, stiehlt sich gleichsam an jeder bewußten Kontrolle vorbei, schleicht meist aber auch der Glaube, daß man stärker sein werde als jede Gefahr. Diesen Beweis sucht ständig der Mensch vom Typ des Gladiators. Er fordert die Gefahr so heraus, daß sein Mut schon zur Tollkühnheit wird, zu einem Spiel mit dem Tode, das diesen Menschen das Leben erst lebenswert macht. Der »Übermut« als Hybris ist eine Herausforderung des Schicksals oder der Götter, die nahezu immer eine grausame Bestrafung nach sich zu ziehen scheint. Zugleich nennt man »übermütig« eine ausgelassene Stimmung, in der man sich an die üblichen Regeln der Sitte, der Etikette nicht hält, sich also der Gefahr einer sozialen Mißachtung aussetzt. Auch dieser Übermut scheint sich von selbst zu bestrafen, durch einen »Kater«, einen Umschlag in Depression und Beschämung. Hier zeigt sich, wie abhängig wir von der Anerkennung unserer Mitmenschen und ihren Regeln sind.

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