Binet, Alfred, 1857-1911, aus Südfrankreich stammender Experimentalpsychologe und Pionier der Intelligenzmessung. Binet nahm von seinem frühen Ziel einer juristischen Karriere Abstand, als er begann, sich für Psychologie bzw. Medizin zu interessieren, erwarb aber niemals einen akademischen Abschluß. 1883 nahm er eine Stellung an der Klinik "La Salpêtriere" an und arbeitete mit dem Neurologen Charcot zusammen, dessen Arbeiten ihn faszinierten und der ihn mit Untersuchungen zur Hypnose vertraut machte, bevor sich Binet 1890 vornehmlich den kognitiven Fähigkeiten seiner Töchter widmete. Wenig später befaßte er sich am Labor für Physiologische Psychologie der Sorbonne, zu dessen Direktor er 1894 ernannt wurde, mit Gedächtnis-, Hypnose- und Wahrnehmungsvorgängen. Dabei stand stets die Entwicklung experimenteller Meßtechniken im Vordergrund. Er war von der Idee des englischen Psychologen Sir Francis Galton beeindruckt, interindividuelle Unterschiede mit Hilfe standardisierter Verfahren zu erfassen. Zehn Jahre später begann er mit der Entwicklung eines Tests zur Identifikation von Schülern, die auf Grund ihrer geringen intellektuellen Fähigkeiten speziellen Unterricht benötigten. Die erste Intelligenzskala veröffentlichte Binet mit dem Mediziner Th. Simon im Jahre 1905 (Binet-Simon-Test). Ihre mehrjährige Überprüfung an zahlreichen Kindern mündete in zwei Revisionen (1908, 1911). Außerdem wurde die Entwicklung projektiver Verfahren (projektive Tests) durch den Einsatz von Bildern und anderen einfachen, visuell einprägsamen Vorlagen im Binet-Simon-Test gefördert.
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