A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Bogus-Pipeline-Verfahren

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Bogus-Pipeline-Verfahren, ein von Jones und Sigall (1971) entwickeltes Verfahren, das vor allem dazu dient, Verfälschungstendenzen bei der Beantwortung von Fragebögen zur Erfassung von Einstellungen, Stereotypen und Vorurteilen zu minimieren. Die Bezeichnung der zu den nicht-reaktiven Meßverfahren zählenden Methode leitet sich daraus ab, daß man eigentlich die Versuchspersonen täuscht (bogus = falsch, unecht) und ihnen die Illusion vermittelt, man hätte eine Art direkte "Leistung" (pipeline) zu ihren "seelischen" Vorgängen, die sich "anzapfen" lassen, indem sie über Elektroden an eine Apparatur angeschlossen werden.

Wie empirische Ergebnisse zeigen, geben Versuchspersonen bei dieser Versuchsanordnung zu persönlichen oder sozial kritischen Fragen (z.B. Alkohol-und Marihuana-Konsum) ehrlichere Antworten, als dies ansonsten bei der Beantwortung von Fragebögen der Fall sein würde. Trotz berechtigter Kritik an der Versuchsanordnung zeigen die Ergebnisse von Meta-Analysen, daß das Verfahren zur Reduktion von Effekten sozialer Erwünschtheit geeignet ist und die Validität von Fragebogenergebnissen erhöht.

Literatur:

Roese, N.J. & Jamieson, D.W. (1993). Twenty years of bogus pipeline research: A critical review and meta-analysis. Psychological Bulletin, 114, 363-375.

Vorhergehender Fachbegriff im Lexikon:

Nächster Fachbegriff im Lexikon:

Psychology48.com

Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.

Psychologielexikon
Psychologie studieren

Modernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.