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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

defensive Attribution

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

Konzept, das die Frage beantworten hilft, wie neutral und rational wir im allgemeinen die möglichen Ursachen von Verhaltensweisen abschätzen können (Attribution). Denken wir etwa an den Leistungsbereich: Wenn jemand eine schlechte Leistung erzielt hat, fällt es ihm oft schwer, sich einzugestehen, daß es an mangelnder Fähigkeit oder mangelnder Vorbereitung gelegen hat. Eine solche Zuschreibung wäre blamabel und könnte zu negativen Rückschlüssen auf die Person des Akteurs führen. Daher liegt es für den Akteur nahe, seine negativen Leistungen zu entschuldigen, indem er sie auf externale Ursachen zurückführt. Eine schlechte Leistung kann z.B. dadurch erklärt werden, daß der Prüfer unfair gewesen ist. Es könnte auch sein, daß die schlechte Leistung durch unvorhergesehene Einflüsse, wie z.B. ein störendes Telefongespräch, zustande gekommen ist. Wenn solche Erklärungen für schlechte Leistungen in den Vordergrund gestellt werden, spricht man von defensiver Attribution. Das Gegenstück dazu sind selbstwerterhöhende Attributionen bei hervorragenden Leistungen, die der Selbstwertsteigerung dienen. Die Bevorzugung internaler Attributionen bei Erfolg und externaler Attributionen bei Mißerfolg läßt sich auch durch nicht-motivationale Einflüsse erklären. Ein Beispiel dafür ist folgende Annahme: Wir erwarten meist, daß ein Erfolg eintritt; Mißerfolge hingegen treten überraschend auf. Es liegt aber nahe, erwartete Ereignisse internal zu erklären, während überraschende Ereignisse auf externale Ursachen zurückgeführt werden. Diese Überlegung zeigt, daß nicht jede internale Attribution nach einem Mißerfolg defensiv interpretiert werden muß. Wie aus einer Zusammenstellung der Forschungsergebnisse jedoch ersichtlich ist, verzerren motivationale Einflüsse die Attribution vielfach. Das Problem der Erklärung von Mißerfolg scheint soweit zu gehen, daß dann, wenn ein Abschieben der Verantwortung allzu offensichtlich und daher nicht vertretbar scheint, überhaupt darauf verzichtet wird, eine Ursache für das schlechte Ergebnis zu nennen. Der Mißerfolg erscheint ganz einfach als unerklärlich.

Literatur

Zuckermann, M. (1979). Attribution of success and failure revisited or: the motivational bias is alive and well in attribution theory. Journal of Personality and Social Psychology, 47, 245-287.


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