stützt sich auf philosophische Überlegungen aus der Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert. Demnach umfaßt öffentliche Meinung im Gegensatz zum Integrationskonzept Meinungen, die in einer Gesellschaft von umfassender Bedeutung sind, die frei und öffentlich geäußert werden können und hauptsächlich von gebildeten Bürgern außerhalb der Regierung geäußert werden. Diese Personen können aufgrund ihrer Kenntnisse und Urteilsfähigkeit als Korrelat zur Herrschaft die Handlungen und Entscheidungen der Regierung beeinflussen und zur kritischen Auseinandersetzung und Diskussion politischer Inhalte beitragen. Dadurch erfolgt letztlich die rational erhärtete Meinungsbildung in der Demokratie (vgl. die Arbeiten von Speier, Hennis, Habermas oder Bourdieu, zit. in Noelle-Neumann, 1992). Beteiligte an der Auseinandersetzung um die öffentliche Meinung sind also nicht alle, sondern nur diejenigen, die die hierfür notwendige Kompetenz und Kenntnisse haben. Unter Bedingungen von Pressefreiheit und freier Meinungsäußerung kann man die Auseinandersetzung um Themen der öffentlichen Meinung auch in der Presse verfolgen. Das zentrale Vehikel der öffentlichen Meinung ist die Rationalität der Diskussion und der Entscheidungsfindung. Nach den entsprechenden Theorien haben Meinungsumfragen und die dort erhobenen Meinungsverteilungen nichts mit öffentlicher Meinung zu tun. Die Ergebnisse reflektieren lediglich die Summe einzelner, privat (nämlich im Interview) geäußerter Meinungen. Die meisten Menschen sind danach gar nicht in der Lage, eine begründete Meinung auch öffentlich zu äußern.
Literatur
Noelle-Neumann, E. (1992). Manifeste und latente Funktion öffentlicher Meinung. Publizistik, 37, 283-297.
Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
PsychologielexikonModernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.