Arnold, 1904-1976, deutscher Philosoph und Soziologe, lehrte nach seiner Habilitation in Philosophie 1930 zunächst 1933 als Assistent am Soziologischen Institut, ab 1934 als Professor für Philosophie in Leipzig. 1938 nahm er einen Ruf nach Königsberg, 1940 nach Wien an. An beiden Universitäten leitete er vorübergehend auch das Psychologische Institut. 1947 wurde er Professor der Soziologie an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, 1962 wurde er auf den Lehrstuhl für Soziologie der Technischen Hochschule Aachen berufen.
Gehlen gilt trotz seiner Verstrickung in die Ideologie des Nationalsozialismus (er trat 1933 in die NSDAP ein) als einer der einflußreichsten Soziologen des 20. Jahrhunderts. Seine Autoritätsphilosophie kam den nationalsozialistischen Forderungen nach einem starken Staat entgegen und gipfelte in Gehlens Rede über Fichte (1938), die den Führer-Mythos beschwor. Er war einer der Hauptvertreter der modernen philosophischen Anthropologie, die interdisziplinär orientiert die Ergebnisse aller Wissenschaften berücksichtigt. Er sah im Menschen ein unfertiges, mangelhaftes Lebewesen, dem die handlungsleitenden Instinkte abhanden gekommen sind. In seinem Hauptwerk "Der Mensch, seine Natur und seine Stellung in der Welt" (1940) definierte er den Menschen als ein instinktunsicheres "Mängelwesen", das zur Entlastung von dem aus seiner Instinktunsicherheit erwachsenden Orientierungs- und Entscheidungsdruck der Lenkung bedarf und deshalb auf übergeordnete gesellschaftliche Institutionen angewiesen ist. In einer weiteren bedeutenden Arbeit, "Die Seele im technischen Zeitalter" (1957), setzte sich Gehlen mit sozialpsychologischen Analysen von Bereichen wie Technik, Automation, Moral in der Industriegesellschaft und Kulturentwicklung auseinander. Dort findet sich auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds.
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