theory of planned behavior, Abk. TOPB, erweitert die Theorie überlegten Handelns (TORA) um die Komponente der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle. Der Geltungsbereich der TORA ist auf Verhalten beschränkt, das vollständig unter willentlicher Kontrolle steht. Um Verhalten in Bereichen eingeschränkter Kontrolle vorhersagen zu können, wird daher in der TOPB mit der Komponente der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle berücksichtigt, inwieweit eine Person die Verhaltensausführung willentlich kontrollieren kann. Die wahrgenommene Verhaltenskontrolle erfaßt die Einschätzung einer Person, wie leicht oder schwer ihr die Verhaltensausführung fallen würde. Zugrundegelegt wird die subjektive Überzeugung, über verhaltenserleichternde interne Ressourcen (Fähigkeiten, Wissen) und externe Ressourcen zu verfügen (Geld, Zeit). Postuliert wird ein direkter Einfluß der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle auf die Intention: Personen, die sich aufgrund mangelnder Ressourcen nicht in der Lage sehen, ein Verhalten auszuführen, werden in der Regel selbst dann keine Verhaltensintention entwickeln, wenn sie dem Verhalten gegenüber positiv eingestellt sind und wichtige Bezugspersonen die Verhaltensausführung begrüßen würden. Zusätzlich wird ein direkter Einfluß der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle auf das Verhalten in dem Ausmaß angenommen, in dem sie mit der tatsächlichen Verhaltenskontrolle übereinstimmt. Steht ein Verhalten vollständig unter willentlicher Kontrolle, sind die Annahmen der TORA und der TOPB identisch, die TORA ist damit ein Spezialfall der TOPB.
Die Struktur der TOPB wurde ursprünglich als ausreichend zur Verhaltensvorhersage angenommen. Der Einfluß modell-externer Variablen sollte über die Modellvariablen vermittelt werden. Der Vollständigkeitsanspruch wurde jedoch inzwischen aufgegeben. Wie Ergebnisse empirischer Überprüfungen belegen, ermöglicht die Berücksichtigung der Verhaltenskontrolle die Vorhersage von Verhalten unter eingeschränkter willentlicher Kontrolle. Kritikpunkt im Rahmen der TOPB sowie auch der TORA ist beispielsweise der eingeschränkte Geltungsbereich auf Verhalten, dem die Ausbildung einer Intention vorausgeht und der Einfluß kontrollierter kognitiver Prozesse maximal ist. Zur Vorhersage von spontanem oder automatisiertem Verhalten sind beide Theorien weniger geeignet. Ebenso stehen u.a. experimentelle Überprüfungen der strukturellen Annahmen weitestgehend noch aus.
Literatur
Ajzen, I. (1991). The theory of planned behavior. Organizational behavior and human decision processes, 50, 179-211.
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