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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Ressourcen

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

1) das Insgesamt der einer Person zur Verfügung stehenden, von ihr genutzten oder beeinflußten schützenden und fördernden Kompetenzen und äußeren Handlungsmöglichkeiten; Komponenten der Beanspruchungsoptimierung, die es ermöglichen, Situationen zu beeinflussen und unangenehme Einflüsse zu reduzieren: innere (interne, individuelle, subjektive, personale) physische und psychische Ressourcen; äußere (externe, objektive) physikalische, materielle, biologische, ökologische, soziale, institutionelle, kulturelle, organisationale etc. Ressourcen. 2) im Neurolinguistischen Programmieren die nutzbaren Energien, die zur Zielerreichung eingesetzt werden können und auf der Ebene des Verhaltens (persönliche Erfahrungen), der Fähigkeiten (”Stärken”, Strategien), der Einstellungen und Glaubenssätze (z.B. Glaube, Hoffnung) sowie der Identität (z.B. Selbstwert) angesiedelt sein. Auch wenn die Ressourcen im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel zu fehlen scheinen, können sie in der Beratung aus anderen Kontexten identifiziert, geankert und übertragen werden. 3) Bezeichnung jener Potentiale, die Personen in der Auseinandersetzung mit alltäglichen Krisen und Belastungen oder zur Arbeit an ihrer Identität zu aktivieren vermögen. Mit der Formulierung von Belastungs-Bewältigungs-Modellen in der psychologischen Streßforschung (Streß) hat auch in der Psychologie der Ressourcenbegriff an Bedeutung gewonnen. Die Orientierung an den Ressourcen hat einen bemerkenswerten und praxisrelevanten Perspektivenwechsel ermöglicht: von einer Defizit- oder Krankheitsorientierung hin zu einer salutogenetischen Sicht, in der danach gefragt wird, über welche Ressourcen eine Person verfügen muß, um spezifische Probleme bewältigen zu können, und wie diese Bewältigungspotentiale gestärkt werden könnten. In der psychologischen Belastungs-Bewältigungsforschung sind vor allem materielle, soziale und psychische Ressourcen unterschieden worden. Materielle Ressourcen sind ökonomische Mittel, auf die eine Person zurückgreifen kann, um Hilfe oder Entlastung zu schaffen. Dazu gehören aber auch die sozialstaatlichen Fonds (wie Kranken-, Arbeitslosen- oder Rentenversicherung), auf die Ansprüche erworben wurden. Soziale Ressourcen bilden die sozialen Beziehungen, in die Subjekte eingebunden sind, aus denen emotionale, kognitive und instru-mentelle Unterstützung bei der Bewältigung spezifischer Probleme kommen können. Psychische Ressourcen umfassen spezifische individuelle Handlungskompetenzen, aber auch innere Regulationsfähigkeiten wie Ambiguitätstoleranz, Selbstwert oder Anspruchsniveaus und persongebundene Leibfaktoren wie Aussehen oder körperliche Vitalität. Einen systematischen Versuch der theoretischen Verortung von Ressourcen hat der französische Soziologe Pierre Bourdieu unternommen. Für ihn sind Ressourcen spezifische Kapitalien, die die strukturelle Lebenskonstellation von Menschen bestimmen. Neben dem ökonomischen Kapital richtet Bourdieu seine Aufmerksamkeit vor allem auf das soziale und das kulturelle Kapital. Das soziale Kapital wird durch die Zugehörigkeit zu spezifischen sozialen Netzen (Soziale Netzwerke) gebildet, für deren Entstehung und Aufrechterhaltung Beziehungsarbeit erforderlich ist. In ihnen gewinnen Menschen unterschiedliche Grade der Unterstützung und Anerkennung. Die Zugehörigkeit zu spezifischen sozialen Kreisen, Gruppen, Cliquen oder Interessenvertretungen vermittelt Zugänge zu sozialem Kapital. Das kulturelle Kapital drückt sich in Wissen, Bildung, Kompetenzen, Abschlüssen und Titeln aus.

Literatur

Ahbe, T. (1997). Ressourcen - Transformation – Identität. In H. Keupp & R.Höfer (Hrsg.), Identitätsarbeit heute. Frankfurt: Suhrkamp.


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