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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Gruppenkomposition

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Zusammensetzung einer Gruppe. Obwohl die Zusammensetzung für z. B. die Leistungsfähigkeit von Gruppen unstrittig ist, ist es um so erstaunlicher, daß es bisher erst wenig systematische Forschung in diesem Gebiet gibt. Die vorliegenden Forschungsarbeiten zu diesem Gebiet nehmen eine Einteilung in drei Kategorien vor. 1) Gruppenkomposition kann zum einen als Konsequenz aufgefaßt werden, die der Erklärung bedarf. Beispielsweise zeigt sich, daß die meisten natürlichen Gruppen eher eine geringe Gruppengröße aufweisen. Die meisten natürlich gebildeten Gruppen bestehen aus zwei oder drei Personen. Dagegen existieren nur wenige Gruppen, die sich aus mehr als sechs Gruppenmitgliedern zusammensetzen. 2) Andere Forscher betrachten Gruppenkomposition als Kontextvariable, die die psychischen Prozesse ihrer Gruppenmitglieder moderiert. Es wurde z.B. untersucht, inwieweit sich ein unterschiedlicher Einfluß der Geschlechter in Kleingruppen findet in Abhängigkeit davon, aus wie vielen Männern bzw. Frauen sich die Gruppe zusammensetzt. 3) Die meisten Untersuchungen behandeln jedoch Gruppenkomposition als Ursache, welche sich auf die Struktur, die Dynamik oder die Leistung einer Gruppe auswirkt (Gruppendynamik). Dabei wurde vor allem die optimale Gruppengröße und das Ausmaß an Ähnlichkeit der Gruppenmitglieder erforscht. Hinsichtlich der optimalen Anzahl an Gruppenmitgliedern sind viele Empfehlungen in der Literatur getroffen worden, die jedoch stark differieren. Einigkeit herrscht zumindest, daß größere Gruppen den Vorteil genießen, über mehr Ressourcen wie Zeit, Wissen oder Geld zu verfügen als kleinere Gruppen. Andererseits treten auch Nachteile in größeren Gruppen wie Koordinationsprobleme zwischen den Gruppenmitgliedern auf, die die Leistungsfähigkeit einer Gruppe beeinträchtigen. Diese beinhalten Unstimmigkeiten über die Aufgabenverteilung, Kommunikationsprobleme, aber auch Terminschwierigkeiten. Motivationsverluste einzelner Mitglieder kommen ebenfalls verstärkt in größeren Gruppen vor, das sich auch darin äußert, daß die einzelnen Gruppenmitglieder in größeren Gruppen eine geringere Zufriedenheit verspüren. Da die optimale Anzahl an Gruppenmitgliedern zudem stark von der jeweiligen Situation abhängt, ist die Forschung verstärkt dazu übergegangen, Trainingsmaßnahmen für die jeweilige Gruppengröße zu entwickeln. Analog zur optimalen Gruppengröße gibt es auch hinsichtlich des Ausmaßes an Ähnlichkeit der Gruppenmitglieder keine eindeutige Antwort. Starke Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern fördern zwar die Gruppenleistung, bewirken jedoch auch ernsthafte Konflikte innerhalb der Gruppe. Dementsprechend wird ein mittleres Ausmaß an Verschiedenheit der Gruppenmitglieder empfohlen.

Literatur

Moreland, R. L., & Levine, J. M. (1992). The composition of small groups. In E. J. Lawler, B. Markovsky, C. Ridgeway & H. A. Walker (Eds.), Advances in group processes (Vol. 9, pp. 237 - 280). Greenwich, CT, JAI.


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