Willy, 1877-1955, deutscher Arzt, Psychologe und Politiker. Nach Studium der Medizin in Greifswald und der Psychologie bei W. Wundt in Leipzig und E. Kraepelin in Heidelberg ließ sich Hellpach 1904 als Nervenarzt in Karlsruhe nieder. An der dortigen TH habilitierte er 1906 für Psychologie und wurde 1911 Professor. Nach dem Ersten Weltkrieg begründete er dort, teilweise inspiriert durch M. Weber, ein Institut für Sozialpsychologie und bearbeitete Fragen der Angewandten Psychologie und Psychotechnik. Während er in seiner Jugend linksradikale politische Ansichten vertrat (unter dem Pseudonym Ernst Gystrow), schloß er sich 1918 der liberalen Deutschen Demokratischen Partei an, wurde 1922 badischer Unterrichtsminister, 1924/1925 badischer Staatspräsident und kandidierte 1925 erfolglos für das Amt des Reichspräsidenten. Seit 1926 lehrte er in Heidelberg und war 1928 bis 1930 Mitglied des Reichstages. Hellpach gilt als Begründer der Umweltpsychologie (Geopsychische Erscheinungen, 1911; ab 4. Aufl. Geopsyche, 1935; Psychologie der Umwelt, 1924), verfaßte Lehrbücher der Sozialpsychologie (1933), der Völkerpsychologie (1938), der medizinischen Psychologie (Klinische Psychologie, 1946) und der Kulturpsychologie (1953). Zu seinen zahlreichen politischen Betrachtungen gehört auch die Selbstbiographie Wirken in Wirren, 3 Bände (1948, 1949, 1987 unter dem Titel Hellpach-Memoiren herausgegeben).
Literatur
Stallmeister, W. & Lück, H. E. (1991). Willy Hellpach, Frankfurt am Main: Lang.
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