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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Wundt

Autor
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Katharina Weinberger

Wilhelm, 1832–1920, deutscher Arzt und Psychologe und einer der bedeutendsten Gelehrten des 19. Jahrhunderts; hatte wesentlichen Anteil daran, daß sich die Psychologie als eigenständige Wissenschaft etablierte. Er begründete die Experimentelle Psychologie und eröffnete 1879 in Leipzig das erste psychologische Institut in Deutschland. Der Pfarrerssohn aus Neckarau/Mannheim studierte Medizin an den Universitäten von Tübingen und Heidelberg sowie am Institut für Physiologie in Berlin. 1856 promovierte er, 1857 habilitierte er sich in Heidelberg, wo er von 1858 bis 1862 als Assistent von Hermann Helmholtz Physiologie unterrichtete. 1864 wurde er Professor für Anthropologie und medizinische Psychologie in Heidelberg sowie Abgeordneter für die bürgerlich liberale Badische Fortschrittspartei im Badischen Landtag. 1874 nahm er einen Ruf auf einen philosophischen Lehrstuhl in Zürich an, wo er induktive Philosophie lehrte. 1875 wurde er an die Universität Leipzig berufen. Dort eröffnete er 1879 das erste „Institut für experimentelle Psychologie“. Dies sollte ein Meilenstein in der Geschichte der Psychologie werden: Aus aller Herren Länder zog es Studierende und Wissenschaftler dorthin, um die neue Wissenschaft später in ihre Heimat zu tragen. Von 1883 bis 1902 gab Wundt die erste psychologische Zeitschrift „Philosophische Studien“ heraus, von 1906 bis 1917 die Nachfolgezeitschrift „Psychologische Studien“.

Für Wundt war die Psychologie, die er in die individuelle und in die Völkerpsychologie unterteilte, die Grundlage aller Geisteswissenschaften. Gegenstand der Psychologie war für ihn die unmittelbare Erfahrung. Die Methoden, um zu wissenschaftlichen Ergebnissen zu gelangen, waren das Experiment und die Beobachtung. Unter den seelischen Vorgängen unterschied er solche des Willens, des Intellekts und des Gefühls. Eine grundlegende Lebensfunktion sah er im Wollen, er nannte später seine Psychologie selbst „voluntaristisch“. Er führte auch umfassende experimentelle Studien zur Wahrnehmung, zum Gefühl und zur Apperzeption durch. Neben seinen über 500 wissenschaftlichen Arbeiten war wohl seine größte Leistung die Organisation und Systematisierung der Psychologie und die Ausbildung einer ganzen Generation von psychologischen Wissenschaftlern.


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