lassen bestimmte mentale Vorstellungen herbeiführen, die sensorische, motorische, kognitive und affektive Komponenten enthalten, um auf diese Weise Empfindungen auszulösen, die Zustände der Entspannung erzeugen. Die Vorstellungsübungen sollen besonders vielfältig und bildhaft gestaltet werden. Solche Imaginationsverfahren oder imaginative Übungen bilden einen Bestandteil vieler Verfahren der Psychotherapie. In der Verhaltenstherapie werden Imaginationsverfahren dazu eingesetzt, um bei einem Patienten über die Vorstellung einer Reihe genau strukturierter Situationen eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Das bekannteste Verfahren ist dabei die von Joseph Wolpe in den 50er Jahren entwickelte Systematische Desensibilisierung, in der sich die Patienten stark angstauslösende Situationen vorstellen. In Kombination mit Entspannungsübungen werden die angstauslösenden Aspekte in der Vorstellung und in einem späteren Schritt "in vivo" abgebaut.
Bei der sogenannten Imaginationskontrolle versucht man, negative Gedankengänge, zum Beispiel bei einer Panikattacke, durch beruhigende Selbstgespräche zu ersetzen. Solche Selbstgespräche werden während der Imagination angewendet, um körperliche Symptome zu kontrollieren. Der Therapeut gibt dabei gezielte Instruktionen, die sich der Patient vorstellen soll. Während der Imagination und der dabei beobachtbaren körperlichen Erregungszustände hilft der Therapeut dem Patienten, die unangemessenen situativen, kognitiven und körperlichen Elemente der Imagination schrittweise durch realistischere zu ersetzen.
Ein neueres Imaginationsverfahren basiert auf der emotionalen Imagination, bei der vom Therapeuten Reaktionspropositionen mit dem Ziel dargeboten werden, bestimmte emotionale Muster zu aktivieren. Propositionen beziehen sich auf erlebte Episoden oder Ereignisse aus dem Leben einer Person (z. B. "Ich fürchte mich im Wald!"). Solche Erfahrungen bilden Netzwerke, in denen bestimmte Gefühle gespeichert sind (= "ich fürchte mich!"). Solche Muster sollen durch die emotionale Imagination aufgelöst werden.
Literatur
Vaitl, D. & Petermann, F. (Hrsg.). (1993). Handbuch der Entspannungsverfahren, Band 1. Weinheim: Psychologie Verlags Union.
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