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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Konsistenztheorien

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

fassen alle jene psychologischen Theorien zusammen, die der Stimmigkeit, Verträglichkeit oder Harmonie von Kognitionen (z.B. Wahrnehmungen, Erinnerungen, Einstellungen, Urteilen) eine motivierende Rolle zuschreiben. Historisch gehen die Konsistenztheorien auf die Gestaltpsychologie zurück, in der für die menschliche Wahrnehmung ein Streben nach einem stimmigen, in sich geschlossenen und harmonischen Ganzen nachgewiesen wird. Bedeutende Konsistenztheorien sind zum Beispiel Fritz Heiders Balance-Theorie oder Leon Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz. Auf dem Grundgedanken der Konsistenztheorien beruhen viele intuitiv plausible Annahmen und Vorhersagen, wie z.B.:

- Man kann Personen durch Erinnerung an ihre Einstellungen dazu motivieren, in der Folge ein einstellungskonträres Verhalten zu unterlassen.

- Personen ändern die Richtung, die ihr Verhalten einmal genommen hat, nicht mehr ohne guten Grund. Für die Beibehaltung dieser Richtung braucht es dagegen keine eigenen Gründe mehr (diese Ableitung aus den Konsistenztheorien wird in der Fuß-in-der-Tür-Technik genutzt).

Aus Konsistenztheorien lassen sich aber auch Vorhersagen ableiten, die dem Alltagsverständnis zum Teil zuwiderlaufen:

- Einstellungen können sich im nachhinein an ein vorher gezeigtes eigentlich einstellungskonträres Verhalten anpassen. Diese Anpassung ist insbesondere dann zu erwarten, wenn zu dem vorherigen Verhalten ein besonders geringer Handlungsanreiz bestand (hierauf beruht das sogenannte forced-compliance-Paradigma in der Theorie der kognitiven Dissonanz (Dissonanztheorie).

- Positive Rückmeldungen, die zur Aufwertung der eigenen Person genutzt werden könnten, werden oft zurückgewiesen, wenn sie mit dem Selbstbild nicht übereinstimmen. Dies führt zu dem überraschenden Befund, daß Personen mit niedrigem Selbstwert negative aber selbstbildkonsistente Rückmeldungen zu ihrer eigenen Person bevorzugen.


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