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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Lärmwirkungen

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

sind zu differenzieren nach auralen Lärmwirkungen, welche direkt das Gehör betreffen, und extraauralen Lärmwirkungen, den indirekten Auswirkungen der Schallexposition auf Schlaf, Gesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit. Direkte Auswirkungen auf das Hörvermögen ergeben sich nur bei hohen Pegeln oder langen Expositionsdauern . Sie reichen von zeitweiligen Hörschwellenverschiebungen (TTS: "temporary threshold shift") bis zur Lärmschwerhörigkeit, welche eintritt, wenn die Haarzellen des Rezeptororgans irreversibel geschädigt sind. Auch Tinnitus (Auftreten von Ohrgeräuschen) kann durch Lärmeinwirkung verursacht sein.

Extraaurale Lärmwirkungen betreffen verschiedene Bereiche von Gesundheit und Wohlbefinden . Die Schlafqualität vermindert sich durch verlängerte Einschlafphasen, verkürzte Tiefschlaf- und Traumphasen und häufigeres Erwachen. Chronische Lärmbelastung führt zu einer verstärkten Aktivierung des Organismus und - vermittelt durch physiologische Streßreaktionen - zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Arbeits- und Gesundheitsschutz). Lärm hat aber auch soziale Auswirkungen. Abhängig vom Signal-Rausch-Abstand wird die Sprachverständlichkeit und damit die Kommunikation gestört. Sozialpsychologische Untersuchungen konnten nachweisen, daß Menschen unter Lärm soziale Kontakte verringern, aggressiver reagieren und weniger hilfsbereit sind. Die Wirkung von Lärm auf kognitive Leistungen ist v.a. bezüglich der Störbarkeit des Arbeitsgedächtnisses gut belegt. Untersuchungen zum sog. "irrelevant speech effect" zeigen, daß im Hintergrund dargebotener Störschall - auch wenn für die eigentliche Lernaufgabe ohne Bedeutung - die Fehlerrate um 30-50 % erhöhen kann. Dabei hängt die Größe der erhaltenen Störeffekte systematisch davon ab, in welchem Grade der Hintergrundschall ähnlich wie Sprache zeitlich strukturiert ist und wahrnehmbare Änderungen (z.B. in Tonhöhe oder Klangfarbe) enthält. Gleichmäßiges, monotones Rauschen etwa führt zu keiner Beeinträchtigung gegenüber Arbeiten in Ruhe. Interessanterweise sind die kognitiven Beeinträchtigungen anders als viele der vorher beschriebenen Lärmwirkungen in einem weiten Bereich (40-80 dB SPL, s. Tab.) unabhängig vom Pegel des Störschalls.

Literatur

Hellbrück, J. & Fischer, M. (1999). Umweltpsychologie: ein Lehrbuch. Göttingen: Hogrefe.

Aurale und extraaurale Lärmwirkungen im Überblick.


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