Aktivierung, auch: Aktivation, arousal, die allgemeine Funktionsanregung des Organismus und die Bereitstellung, die sich in physiologischen Veränderungen und im Verhalten zeigt. Durch die Entdeckung neurophysiologischer Aktivierungssysteme, welche Wachen und Schlafen kontrollieren ("Weckreaktion", Moruzzi & Magoun) wurden neuropsychologische Verhaltenstheorien (u.a. Malmo) angeregt. Die Intensität des Verhaltens (Aktivation) und die Richtung des Verhaltens sind nach Duffy die beiden wesentlichen Aspekte, um emotionale und motivationale Vorgänge objektiv zu beschreiben und damit die spekulative Bewußtseinspsychologie der Emotionen zu überwinden. Das später - angesichts multipler Aktivierungssysteme im Hirnstamm und in höheren Strukturen - als zu global erkannte Konzept des "aufsteigenden retikulären Aktivierungssystems" (ARAS) war grundlegend für Eysencks psychophysiologische Eigenschaftstheorie der Introversion-Extraversion. Die Forschung hat sich eingehend mit der Frage befaßt, welche Auswirkungen individuelle Unterschiede des Aktivierungsniveaus für Leistungsverhalten (Yerkes-Dodson-Gesetz) und für Persönlichkeitsmerkmale (Eysenck, Strelau) haben und ob es ein optimales Erregungsniveau gibt.
Wenn im psychophysiologischen Labor standardisierte Anforderungen, z.B. eine Konzentrationsaufgabe, gestellt werden, dann sind regelmäßig zahlreiche Veränderungen zu beobachten: Zunahme der subjektiven Wachheit und Anspannung, EEG-Veränderungen (insbesondere im Alphaband; Elektroenzephalographie), Zunahme der neuromuskulären Aktivität (Tonus der Skelettmuskulatur, Lidschlag, Tremor, motorische Unruhe; Elektromyogramm), Zunahme von Herzfrequenz, Blutdruck u.a. Herz-Kreislauf-Funktionen (Elektrokardiogramm), Abnahme der peripheren Durchblutung und Hauttemperatur, Zunahme der elektrodermalen Aktivität (Abnahme des Hautleitwertes, Zunahme der Reaktionen), Zunahme der Atemaktivität (Frequenz, Amplitude, Sauerstoffaufnahme; Atmung), erhöhte Ausscheidung von Hormonen (Katecholamine, Kortisol, Wachstumshormon u.a.) und viele andere Reaktionen (Psychophysiologie). Dieses häufig beschriebene Reaktionsprofil wurde früher als Hinweis auf eine einheitliche Dimension der Aktivierung (Arousal) mit einer relativ homogenen Zunahme bzw. Abnahme vieler Meßwerte (Parameter) verstanden. Genauere Analysen und der Vergleich zwischen Individuen ergab jedoch meist nur eine geringe Korrelation solcher Meßwerte untereinander, u.a. weil sich die Funktionssysteme wechselseitig beeinflussen und deswegen unterschiedlich reagieren können. Deshalb muß zwischen verschiedenen Aktivierungskomponenten und speziellen Reaktionsmustern, die stimulusspezifisch von der Aufgabe, individualspezifisch von der untersuchten Person oder symptomspezifisch von einer Funktionsstörung bzw. Krankheit abhängen können, differenziert werden. Für die psychophysiologische Untersuchungsmethodik folgt daraus, daß es nicht einen einzelnen optimalen Indikator der Aktivierung geben kann, sondern stets mehrere Funktionssysteme zu berücksichtigen sind.
Literatur
Fahrenberg, J. (1995). Biopsychologische Unterschiede. In M. Amelang (Hrsg.), Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung, Band 2. Enzyklopädie der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.
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