anthropologische Modellannahmen, die jeder psychologischen Theoriebildung teils implizit, teils explizit zugrundeliegen, aber selbst nicht Bestandteil der Theorieprüfung sind. Sie haben eine gegenstandskonstituierende Funktion, indem sie selektiv bestimmte Sichtweisen auf den Menschen hervorheben und andere vernachlässigen. Die Entscheidung für ein bestimmtes Forschungsprogramm impliziert somit immer eine Wertentscheidung, die in weiteren gesellschaftlich-kulturellen und anthropologischen Diskursen verankert ist. Im wesentlichen werden drei Typen von Menschenbildmodellen unterschieden: 1) Mechanistische Modelle basieren auf der Maschinenmetapher (der Mensch als komplexe Maschine). Zentrale Merkmale sind Reaktivität und Determinismus; prominentes Beispiel ist der klassische Behaviorismus. Weitergeführt werden mechanistische Modelle unter Verwendung der Computermetapher (der Mensch als informationsverarbeitendes System) in den Teilbereichen der kognitiven Psychologie, die an die Forschungen zur Künstlichen Intelligenz anschließen. 2) Organismische Modelle (der Mensch als biologisches System) stellen die Merkmale Selbstreproduktion und Selbstorganisation in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Bestimmte Aspekte der Entwicklungstheorie Piagets basieren auf organismischen Modellannahmen; eine tragende Rolle spielen solche Annahmen in neurobiologischen Selbstorganisationstheorien. 3) Reflexive Subjektmodelle (z.B. der Mensch als rational Handelnder) betonen mit je unterschiedlichen Gewichtungen die Selbstaktivität, Intentionalität und Reflexivität des Menschen sowie seine Geschichtlichkeit und Kulturalität. Hauptvertreter sind die Humanistische Psychologie und neuere handlungs- und kulturpsychologische Theoriebildungen (Kulturpsychologie).
Literatur
Herzog, W. (1984). Modell und Theorie in der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.
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