die freiwillige Hingabe eines wertgeschätzten Gutes, um ein anderes zu schützen oder eine Schuld zu sühnen. Viele Religionen verlangen Opfer zur Beschwichtigung der Gottheit. Man will sie durch Geschenke veranlassen, Unheil abzuwenden, Segen zu stiften und von Strafen abzusehen. Ein besonders wichtiger Teil dieser Magie war und ist noch der Versuch zur Versöhnung mit der Schicksalsmacht, gegen deren Gesetze man sich versündigt hat. Es wurde oft ein Mensch geopfert, der für alle anderen stellvertretend die Sünde büßte. Dieses Motiv steht noch hinter der Todesstrafe, die ja einen vernünftigen Sinn nicht hat. Anstelle des Menschen traten dann Opfertiere, deren eines als Sündenbock typisch geworden ist. Das Opfer beschwichtigt das Schuldgefühl. Wenn man es selbst bringt, befriedigt es das Strafbedürfnis. Unbewußte Strafbedürfnisse, die auf einer alten, verdrängten Schuld beruhen, führen manchmal zu ebenso unbewußten Opferhandlungen, etwa wenn man in einer Fehlleistung etwas verliert oder scheinbar versehentlich zerstört, weil es irgendwie an ein Verschulden erinnert. Auch kann man sich mehr vom Glück begünstigt fühlen, als man verdient, und opfert dann eine Kostbarkeit, wie Polykrates seinen Ring ins Meer warf, um sich vor einer schlimmen Wendung zu schützen. Aber die äußere Realität und das Schicksal lassen sich so nicht bestechen.
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