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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Sündenbock

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

eigentlich das Opfertier, das Aaron nach 3. Mose 16 mit den Sünden seines Volkes beladen und dann Gott opfern sollte; danach jeder, der die Schuld anderer auf sich nehmen und für sie leiden muß. Auf diese Weise findet eine Entlastung von Schuldgefühlen statt. Oft lassen sich die wirklichen Urheber eines Übels nicht fassen, und man findet statt ihrer einen, der sich nicht wehren kann. Oft handelt es sich um Feindseligkeiten innerhalb einer Gruppe, die man nicht austragen darf, wenn die Gemeinschaft aufrechterhalten werden soll; dann werden Haß und Rachegefühle auf eine Feindgruppe abgelenkt. So ist die Minderheit der Juden immer wieder zum Sündenbock für alle Übel gemacht worden. In der Abwehr aller Einzelnen und Gruppen, die >anders< sind, liegt aber meist auch eine Art Neid darauf, daß sie Dinge tun, die nach der Moral der Mehrheit verboten sind. Ihnen scheint erlaubt zu sein, was jeder gern tun möchte, und schon dieser Wunsch wird als Sünde empfunden, die nun diese anderen büßen müssen. Man bewundert zwar den Helden, der gegen die gewöhnlichen Gebote verstößt, empfindet aber sein Scheitern fast wie eine angemessene Strafe für den Ungehorsam, den die Mehrheit nicht wagen würde. Auch Prometheus und Oedipus waren eigentlich Sündenböcke. Sie traf der Sage nach ein übermächtiges Schicksal. Erst Jesus, von dem die Christen glauben, daß er freiwillig die Sünden der Welt auf sich nahm, gilt als Erlöser.

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