Form der Psychotherapie, die durch therapeutische Bemutterung eine Vernachlässigung in der Kindheit durch liebevolle Zuwendung ausgleichen soll. Die Therapie wurde von R. Postel entwickelt. Grundannahmen der Therapieform beziehen sich auf die Individualpsychologie A. Adlers. Vernachlässigte oder abgelehnte Kinder wachsen mit der Vorstellung auf, sie seien nicht liebenswert, weshalb sie keine engen dauerhaften Beziehungen herstellen können. Die Kindheit soll in der Therapie im positiven Sinne wiederholt werden. Therapeuten agieren als warme, fürsorgliche und lehrende Eltern, die in Rollenspielen den Klienten wie ein Kind hätscheln, und sich ihm in künstlerischen Aktivitäten oder gelenkten Phantasien widmen. Mit dem "Heranwachsenden" rücken zunehmend Fragen der Sexualität, der Berufswahl und der Lebensgestaltung in den Vordergrund, die vom Klienten und den als Rollenvorbildern fungierenden Therapeuten bearbeitet werden. Mit dem Eintritt in das "Erwachsenenalter" und der daraus sich entwickelnden Unabhängigkeit wird die Therapie abgeschlossen. Die während des gesamten therapeutischen Prozesses bestehende Authentizität des Therapeuten, die sich auf sämtliche Gefühle des Klienten bezieht, führt dazu, daß dieser allmählich seine eigenen Gefühle akzeptiert und sich und dem Therapeuten Vertrauen entgegenbringt. Der Therapieprozeß ist auf etwa 30 Stunden angelegt. In Gruppentherapien werden aktuelle Problem des Alltags behandelt und freundschaftliche Beziehungen zwischen den Klienten aufgebaut und bestärkt. Die Therapie eignet sich für psychotische und neurotische Erkrankungen.
Literatur
Paintner, G. & Vernon, S. (1983). Primärbeziehungstherapie. In R. J. Corsini (Hrsg.), Handbuch der Psychotherapie. Weinheim: Beltz.
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