von Leopold Szondi entwickeltes tiefenpsychologisches Verfahren, bei dem die Beachtung unbewußter Motive eine wichtige Rolle spielt. Die Schicksalsanalyse ergänzt das persönliche (S. Freud) und das kollektive (C.G. Jung) durch das familiäre Unbewußte. Das persönliche Unbewußte äußert sich in Symptomen, das kollektive in Symbolen, das familiäre in Wahlhandlungen: Wahl in Liebe, Freundschaft und Beruf, manchmal auch von Krankheit und Tod. Die Summe dieser lebensbestimmenden Wahlakte macht das Schicksal aus. Deshalb prägte Szondi den Satz: "Wahl macht Schicksal." Das Schicksal umfaßt nach Szondi die Gesamtheit aller Existenzmöglichkeiten eines Menschen. Es ist einerseits bestimmt von Vorgegebenem (Erbe, "genetisches Material") und Grundbedürfnissen ("Triebnatur"), aber auch von sozialer und mental-ideologischer Umwelt. Andererseits kann der Mensch dank dem Ich innerhalb seiner Grenzen frei wählen und sein Schicksal bestimmen. Zwang und Freiheit machen zusammen das Schicksal des einzelnen aus. Die Möglichkeit zur Freiheit liegt zuletzt in der Öffnung auf die dem Menschen übergeordnete Dimension hin. Damit gewinnt auch die religiöse Frage an Bedeutung. Die Schicksalspsychologie bezieht beide Seiten des Menschen, Leib und Seele (Leib-Seele-Problem), mit ein. Daher greifen ihre Fragestellungen in zahlreiche benachbarte Wissenschaftsbereiche über: psychiatrische Genetik, Ethologie und Soziobiologie, Ethnologie und soziologische Familienforschung, Philosophie und Theologie.
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