eine Wertvorstellung, um die Religionen und Philosophien kreisen. An sich liegt der Sinn des Lebens nur im Leben selbst. Es ist erst der Mensch, der versucht, sein Leben einem Sinn unterzuordnen. Zwar werden ihm von der Gesellschaft, von ihrer Kultur und ihren Traditionen unterschiedliche Sinngebungen angeboten, aber es ist die Sache des Einzelnen, welche Wahl er trifft. Sie wird entscheidend von seinen Anlagen, seinen Erfahrungen, seinen persönlichen und sozialen Möglichkeiten abhängen. Die Vorstellung, man könne alle Lebensäußerungen einem einzigen Ziel unterordnen, müßte zur Verkümmerung und Erstarrung, ja zu einer Art Wahn führen (vgl. Überwert-Idee). Der Eindruck, daß das Leben sinnlos verfließt, mag Verzweiflung und Apathie zur Folge haben. Hierauf beruht die Logotherapie, die der Psychiater Viktor E. Frankl um 1950 als »dritte Wiener Schule« (neben Freud und Adler) entwickelt hat. Wie ihr Name sagt, versteht sie sich als Psychotherapie von Neurosen, die aus geistigen und sittlichen Konflikten entstanden sind. Als »Existenzanalyse« will sie das eigentlich menschliche Sein erfassen und nach existenziellen Krisen dem Patienten zu einer Neuordnung verhelfen. Sie ist also an den sogenannten höheren Werten orientiert, die sich in Wahrheit nur in ihrem Verhältnis zu den grundlegenden Trieben begreifen lassen. Auch steht sie in Gefahr, einen Lebenssinn wieder nur von außen her zu postulieren.
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