zentraler Begriff der Logotherapie und der existenzanalytischen Anthropologie V. Frankls, erstmals 1946 in der Ärztlichen Seelsorge ausgeführt. Er sieht die eigentliche und tiefste Motivation des Menschen im Streben nach Sinn (Wille zum Sinn), das er dem Streben nach Lust (Freud) und dem Willen zur Macht (Adler) vorordnet. Sinn ist die für die jeweilige Person wertvollste Möglichkeit in der konkreten Situation (Wertetheorie). Insofern ist Sinn grundsätzlich in jeder Lebenssituation auffindbar. In Weiterführung der Schelerschen Wertelehre definiert Frankl drei Wertekategorien als Wege zum Sinn: 1) Erlebniswerte (Wertvolles wird aus der Welt aufgenommen), 2) Schöpferische Werte (Wertvolles wird durch eine Handlung oder Tat in die Welt gegeben), 3) Einstellungswerte (Wert liegt in der Haltung, die als letzte Möglichkeit gegenüber unabänderlichem Schicksal im Wie und für Wen des Leidens eingenommen wird; Selbstgestaltung). Erfahrungen mit Leid, Schuld und Tod (tragische Trias) gehören nach Frankl zu jeder Existenz. Die Frustration des Willens zum Sinn führt zum existentiellen Vakuum (Sinnlosigkeitsgefühl mit Apathie, Interessensverlust), das bei längerem Bestehen als noogene Neurose psychopathogen werden kann. Die Fähigkeit (Gewissen), den einmaligen und einzigartigen Sinngehalt jeder Situation zu erspüren (Emotionstheorie, existenzanalytische), kennzeichnet den Menschen.
Literatur
Frankl, V.E. (1990). Der leidende Mensch. Anthropologische Grundlagen der Psychotherapie. München: Piper.
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