Antisemitismus, ein Begriff, der erstmals 1879 von dem Journalisten W. Marr zur Charakterisierung des antijüdischen Rassismus benutzt wurde - eine irreführende Bezeichnung, weil unter Antisemitismus nicht die Feindseligkeit gegenüber allen Völkern, die eine semitische Sprache sprechen, sondern nur die gegen die Juden zum Ausdruck kommt. Der Begriff gab den zahlreichen antijüdischen Ressentiments und Programmen der damaligen Zeit einen neuen Namen und ersetzte die traditionell religiöse Begründung des Judenhasses durch eine rassistische Ideologie. Antisemitismus ist eine durch Demoskopie, Interviewstudien und diskriminierende Einzeltaten in Deutschland wie auch in Gesamteuropa noch immer nachweisbare kulturelle Unterströmung, die zu Fremdenfeindlichkeit beiträgt, aber von ihr weitgehend unabhängig exisitiert. Der Antisemitismus ist zweifellos ein multidimensionales Phänomen, in dem religiöse, kulturelle und individuelle Voreingenommenheit zusammenwirken. In Deutschland ist der traditionelle Antisemitismus (etwa jeder Fünfte will laut Umfragen Juden nicht als Nachbarn haben) überlagert vom "sekundären" Antisemitismus: "wegen Auschwitz". Der Versuch der nichtjüdischen Deutschen, die Mitschuld an der jüdischen Verfolgung und Ausrottungspolitik im Nationalsozialismus zu verdrängen, macht alle, die an diese Geschichte erinnern, für das Unbehagen und die Schuldgefühle veranwortlich, und Juden zu "rastlosen Rächern". (Autoritarismusforschung, Vorurteile. Sündenbock-Theorie).
Literatur
Rommelspacher, B. (1998). Antisemitismus. In S. Grubitsch & K. Weber (Hrsg.), Psychologische Grundbegriffe. Reinbek: Rowohlt.
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