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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Differentielle Pharmakopsychologie

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

Teilgebiet der Pharmakopsychologie, das sich mit der Beschreibung, Erklärung und Vorhersage inter- und intraindividueller Unterschiede in den Wirkungen von Psychopharmaka befaßt. Solche Unterschiede betreffen die Stärke, Art und Richtung sowie die Dauer der Wirkung. Zentrale Forschungsbereiche der Differentiellen Pharmakopsychologie sind:

1) Abhängigkeit der Pharmakonwirkung von relativ konstanten Personmerkmalen, so von somatischen wie Geschlecht, Konstitution, Alter, biochemischen Besonderheiten und von psychischen Merkmalen wie Neurotizismus, Extraversion, Psychotizismus, Impulsivität, Stimulationssuche, Leistungsmotivation. Bereits Pawlow, später H. J. Eysenck (Drogenpostulat) haben "Pharmaka und Persönlichkeit" als bedeutsames Forschungsthema angesehen (in Deutschland ist es Forschungsschwerpunkt v. a. von W. Janke und von P. Netter).

2) Abhängigkeit der Pharmakonwirkung von aktuellen Persönlichkeitsmerkmalen (Zuständen), etwa tageszeitlich bedingten, emotions-, motivations- oder streßbedingten Zuständen.

3) Abhängigkeit der Pharmakonwirkung von situativen und Umgebungsfaktoren, z.B. Art der Prüftests, Versuchsleiterverhalten, Instruktionen, sozialer Kontext.

Diese drei Variablenbereiche beeinflussen die Pharmakonwirkung nicht unabhängig, sondern in komplexen Wechselwirkungen untereinander. Eine umfassende Theorie der Wirkungsmechanismen der aufgeführten Interaktionen existiert bislang nicht. Insbesondere ist noch offen, inwieweit die Kovariation von Pharmakonwirkungen und relativ konstanten Persönlichkeitsmerkmalen im Sinne individuell verschiedener neurophysiologischer und biochemischer Reaktionen und/oder mit Hilfe von unterschiedlichen Verarbeitungsweisen bei verschiedenen Persönlichkeitsstrukturen zu erklären ist. Die starke Inkonstanz psychischer Wirkungen spricht für eine wesentliche Beteiligung von der Situation angepaßten Verarbeitungsmechanismen. In Analogie zum Streßmodell (Streß) wurde von Janke ein Pharmakonbewältigungsmodell zur Beschreibung der Abhängigkeit der Wirkung von Psychopharmaka von aktuellen und habituellen Personmerkmalen und von Situations- und Umgebungsfaktoren vorgeschlagen .

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