eine in der Tradition des sozialen Konstruktivismus sich seit ca. 1980 in den angelsächsischen Humanwissenschaften herausgebildete Sicht des menschlichen Sprachgebrauchs (auch: Discourse Psychology oder Discursive Psychology). Gegenstand diskurspsychologischer Studien sind kommunikative und materielle Praktiken, die durch Zeichen- und Symbolgebrauch, insbesondere den Gebrauch (mündlicher und schriftlicher) Sprache, in konkreten kulturellen Kontexten charakterisiert sind. Empirische Untersuchungen behandeln die diskursive Konstruktion klassisch psychologischer Phänomene (z.B. Gedächtnis, Selbstkonzept, Emotionen), sozialer Interaktion (z.B. in Unterricht, Therapie, Familie), sowie gesellschaftliche Diskurse (z.B. Umweltschutz, Rassismus, Geschlecht).
Diskurspsychologie ist eine Synthese verschiedener voneinander unabhängiger Entwicklungen, die zurückverweisen auf Arbeiten von Wittgenstein, Wygotski, Mead, Goffman u. a., sowie auf soziolinguistische Diskussionen. Von Anfang an bestehen enge Verbindungen zu einem neuen psychologischen Interesse an kulturellen Phänomenen, das sich etwa in den unterschiedlichen Formen der amerikanischen Cultural Psychology niedergeschlagen hat (Kulturpsychologie). Auch die verschiedenen Ansätze der Diskurspsychologie zielen (wie die gleichzeitig entstandene Narrative Psychologie) auf ein Verständnis kultureller Praktiken, indem sie traditionelle psychologische Phänomene in alltägliche Handlungskontexte des Sprachgebrauchs, des Diskurses (Erörterung), stellen.
Die besondere Bedeutung des Spätwerks Wittgensteins (etwa der Konzepte des Sprachspiels und der Lebensform), sowie der Arbeiten Wygotskis wird in der Orientierung auf die Bedeutung der Sprache für die soziale Interaktion sowie die "höheren psychischen Funktionen" (Wygotski) deutlich. In dieser Perspektive erweist sich menschliches Handeln als diskursiv, weil Individuen Zeichen und Symbole gebrauchen, deren Bedeutung eine Funktion ihres Gebrauchs in einem bestimmten Diskurs ist.
Literatur
Edwards, D. (1997). Discourse and cognition. London et al.: Sage.
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