1) In der kognitiven Psychologie (Kognition) spricht man von Dissoziationen, wenn die Ergebnisse motorischer Handlungen nicht mit entsprechenden Leistungen der Wahrnehmung übereinstimmen. Das Wahrnehmungsurteil unterliegt bestimmten Illusionen (z.B. geometrisch-optische Täuschungen), von denen die Motorik unbeeinflußt bleibt. Derartige Dissoziationen finden sich sowohl für räumliche Eigenschaften von Objekten (Größe, Orientierung, Lokalisation) als auch für zeitliche Eigenschaften (Reihenfolge, Datierung). Aufgrund der Existenz von Dissoziationen wird angenommen, daß die Wahrnehmung und die Kontrolle motorischer Handlungen teilweise auf separate Repräsentationen von Objekten (bzw. Merkmalen) zurückgreifen. Beispiele: a) Bei der Müller-Lyerschen Täuschung) stimmt die Wahrnehmung bestimmter Eigenschaften von Objekten (z.B. die Linienlänge) nicht mit ihren physikalischen Eigenschaften überein. Obwohl die Wahrnehmungsurteile diesen Illusionen unterliegen, bleibt das motorische Verhalten (z.B. Zeigebewegungen) davon unbeeinflußt. b) "Blindsight"-Patienten (Blindsehen) zeigen korrekte motorische Reaktionen (z.B. Greifen nach Objekten), können aber die Größe oder Orientierung der Objekte nicht angeben. c) Zeitliche Dissoziationen: Personen können schneller auf akustische Reize als auf visuelle Reize reagieren. Für die Datierung im zeitlichen Reihenfolge-Urteil zeigt sich das umgekehrte Bild: Der akustische Reiz muß vor dem visuellen Reiz dargeboten werden, um als gleichzeitig wahrgenommen zu werden. 2) In der klinischen Psychologie Verlust der körperlich-psychischen Einheit der Person. Die Folge ist das Auftreten von psychischen Einheiten, die Handlungsabläufe durchführen, die der Person nicht bewußt werden bis hin zum Auftreten von selbständigen Unterpersönlichkeiten (multiple Persönlichkeit, dissoziative Störungen, emotionale Hemmung).
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