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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Entwicklungspsychopathologie

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

ein neues Fachgebiet, das sich mit der Entstehung und dem Verlauf psychischer Abweichungen und Störungen beschäftigt. Wesentlich ist dabei, die Ursachen einer Entwicklungsabweichung zu klären und Risiko- und Schutzfaktoren im Entwicklungsprozeß zu identifizieren. Im Gegensatz zur Entwicklungspsychologie ist die Entwicklungspsychopathologie am Vergleich zwischen normaler und auffälliger Entwicklung interessiert. Aus diesem Vergleich resultieren neue Sichtweisen für die Erklärung und Prognose einer Störung. So kann man

- eine differenzierte Prognose für den weiteren Verlauf ableiten,

- die Erfolgschancen einer Behandlung bewerten und

- die Rückfallgefahr beziehungsweise die Stabilität des Erfolges abschätzen.

Solche Aussagen basieren auf Entwicklungsmodellen und Längsschnittstudien. Besonders umfangreich sind heute die Erkenntnisse im Kontext der Entwicklung von Störungen im Kindes- und Jugendalter (Kinderpsychologie, Jugendpsychologie), wobei die Ursachen und der Verlauf aggressiven und delinquenten Verhaltens besonders gut erforscht sind.

Die Entwicklungspsychopathologie versucht, nicht nur die Sichtweisen der Klinischen Psychologie mit denen der Entwicklungspsychologie zu verknüpfen, sondern darüber hinaus Erkenntnisse der Neurobiologie, Neuropsychologie, Humangenetik und Sozialpsychologie zu berücksichtigen. Auf diesem Wege entstand in den 90er Jahren eine fundierte Sichtweise klinisch-psychologischer Phänomene, die auf einem biopsychosozialen Störungsmodell basieren. Mit einem solchen Modell erscheint die Diskussion der Risiko- und Schutzfaktoren im Kontext der Genese psychischer Störungen in einem neuen Licht. So lassen sich biologische (genetische) Risiken und psychosoziale Ressourcen gegenüberstellen und die Bedeutung solcher Merkmale für eine Psychotherapie erkennen. Das Nachzeichnen von Entwicklungswegen von besonders "robusten" Kindern, die unter den widrigsten Bedingungen kaum "Störungsauffälligkeiten" aufweisen, geben uns Hinweise für präventives Handeln (Prävention). Die Entwicklungswege von Risikokindern werden Hinweise darauf geben, wann eine Intervention spätestens erfolgen soll, um die Spätfolgen für ein Kind und seine Familie so gering wie möglich zu halten.

Literatur

Petermann, F., Kusch, M. & Niebank, K. (1998). Entwicklungspsychopathologie. Ein Lehrbuch. Weinheim: Psychologie Verlags Union.


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