entsteht durch das zufällige oder absichtliche Mißverständnis zwischen dem Aufwand oder An spruch eines menschlichen Verhaltens und dessen Ergebnis. Der Zirkusclown, der mitten in die Manege ein winziges Gartentor stellt, es dann mühsam öffnet, durchschreitet und wieder schließt, statt einfach darum-herum zu gehen oder darüber hinwegzuschreiten, verspottet viele unnötige und unangemessene Anstrengungen des Menschen. Indem er sie komisch übertreibt, tröstet er uns über unsere eigenen großartigen Vergeblichkeiten hinweg. Wenn Charlie Chaplin als Tramp mit der angemaßten Würde eines Gentleman über die Landstraße stelzt und dann über seinen eigenen Spazierstock stolpert, entlarvt er jede Würde als komisch. Gerade die grobe Komik, etwa des Hosenverlierens, beruht auf der Zerstörung der Würde. Einen ähnlichen Effekt sucht die politische Karikatur, etwa indem sie den großmächtigen Eisernen Kanzler Bismarck auf eine Glatze mit drei Haaren oder Hitler auf seinen Schnurrbart und seine Tolle reduziert. Sie macht die großen Leute klein, nimmt uns einen Teil unserer Unterlegenheitsgefühle, und täuscht uns auch manchmal über die realen Gefahren hinweg. Wie Spaßmacher und Spötter den Widerspruch zwischen Pose und Wirklichkeit absichtlich darstellen, zeigen ihn ernsthafte Leute oft als unfreiwillige Komik. Sie sind sich der Gefährdung durch Lächerlichkeit nicht bewußt. Umso schwerer sind sie betroffen, wenn sie für einen »Ausrutscher« Lachen ernten. Was hier auf einer Selbstüberschätzung beruht, kann auch auf eine Naivität zurückgehen. Komisch ist in den Augen der Erwachsenen ein Kind, das erwachsene Haltungen nachahmt, ohne ihren Sinn zu begreifen. Komisch ist ein Bauernbursche, der an einer vornehmen Tafel die Schale für die Reinigung der Finger als Trinkgefäß benutzt. Komisch wirken manche Verhaltensweisen von Tieren, die uns an menschliche erinnern und dadurch wie ein Übergriff auf unser Vorrecht wirken. Daß Tiere so sind wie wir, ist aber nicht ganz ohne Peinlichkeit. Ganz allgemein gestattet Komik einen Einblick in menschliche Schwächen. Sie hilft uns zwar, lachend darüber hinwegzugehen, mahnt aber auch an unsere Grenzen und geht so in Tragik, die schmerzliche Einsicht in unsere Gebundenheiten über.
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