Bezeichnung für minimale Gruppenbedingungen, z.B. die bloße Kategorisierung von Personen in zwei Gruppen nach einem x-beliebigen Kriterium. Diese Gruppenbedingungen sorgen bereits ausreichend dafür, daß die eigene Gruppe (ingroup) verglichen mit der Fremdgruppe (outgroup) favorisiert wird und zu diskriminierendem, feindseligem und aggressivem Verhalten (Diskriminierung, Aggression) gegenüber anderen Gruppen und Gruppenmitgliedern tendiert. Die empirischen Untersuchungen zum minimalen Gruppenparadigma geben eine Antwort auf die Frage, welche Ausgangsbedingungen denn zumindest erfüllt sein müssen, damit Intergruppendiskriminierung beobachtet werden kann. Die Liste der möglichen Gründe dafür ist lang und reicht von Eigeninteresse bis hin zur Ausdehnung von Macht und Herrschaft. Unter minimalen Gruppenbedingungen kam es zu einer deutlichen Favorisierung der ingroup und einer ebenso deutlichen Diskriminierung der outgroup (Intergruppen-Attribution).
Die Bevorzugung der eigenen Gruppe zeigte sich in experimentellen Anordnungen in der Regel durch erhöhte Zuweisung von Geldbeträgen oder eine positivere Bewertung der Gruppenleistung der ingroup etc. Sollten demgegenüber nachteilige oder negative Ressourcen zur Verteilung kommen (bspw. Elektroschocks, laute Töne), dann wurde durch die Verteilung versucht, die Schädigungen und Benachteiligungen für die eigene wie für die fremde Gruppe möglichst gering zu halten. Diese positiv-negativ-Asymmetrie der sozialen Diskriminierung scheint ebenfalls ein relativ stabiles Untersuchungsergebnis zu sein. Die Ergebnisse lassen sich mit Hilfe sozialer Kategorisierungsprozesse erklären, die vor allem in der Theorie der sozialen Identität eine zentrale Rolle spielen .
Literatur
Diehl, M. (1990). The minimal group paradigm: Theoretical explanations and empirical findings. In: W. Stroebe & M. Hewstone (Eds.), European Review of Social Psychology, Vol. 1, pp. 263-292. New York: Wiley.
Tabelle minimales Gruppenparadigma: Kriterien für die Untersuchung minimaler Gruppenbedingungen.
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