im Buddhismus verankertes Behandlungsverfahren für Neurosen. Die Therapie zielt darauf ab, Symptome als Teil der täglichen Realität zu akzeptieren und trotz beeinträchtigender und ängstigender Gefühle ein konstruktives Leben zu führen. Zugrunde liegt ein Verständnis, das das "Strömen" und die ständige Veränderung des Bewußtseins und der Aufmerksamkeit betont (Zazen). Jeder Augenblick des Lebens bringt eine Veränderung der Reaktionen mit sich, ob es nun das Lesen, Spielen, Nachdenken oder das Führen eines Gespräches ist. Gesunde Menschen reagieren in konstruktiver Weise auf diese "Aufgaben", bei Kranken dagegen ist diese Aufmerksamkeitszuwendung blockiert, und sie wenden sich in unangemessener Weise nach innen, was sie von den tatsächlichen realen Aufgaben abhält. Kranke ziehen sich in eine irreale Welt des Wünschens zurück: "Ach, hätte ich doch ..." oder: "Wäre ich doch...". Gefühle und Gedanken werden dabei als etwas Gegebenes betrachtet, das nicht verändert werden muß. Um diese Gedanken zu verändern, gehen Morita-Therapeuten direktiv vor. Den Patienten wird zunächst eine Woche isolierte Bettruhe ohne Ablenkungsmöglichkeiten (Lesen, Fernsehen) verordnet. Hier sollen sie in direkter Konfrontation mit sich selbst erleben, daß Gefühle nicht fest sind, sondern einem ständigen Kommen und Gehen unterworfen sind. In einer daran anschließenden direktiven Arbeitstherapie werden sie aufgefordert, Tagebuch zuführen, um festzustellen, daß Alltagsaktivitäten nicht mit globalen negativen Grundgefühlen gekoppelt sind. Mit dieser Hilfe sollen sie kontrollierbare und unkontrollierbare Aspekte des täglichen Lebens unterscheiden lernen und mehr und mehr auf die vielen kleinen realen Dinge des Lebens achten, statt sich von globalen Grundstimmungen gefangen nehmen zu lassen. Diese Therapieform wird bei Phobien, Zwangsstörungen und Neurasthenien angewendet.
Literatur
Reynolds, D. K. (1983). Morita-Therapie. In R. J. Corsini (Hrsg.), Handbuch der Psychotherapie. Weinheim: Beltz.
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