Abk. OR, ist ein Aktivierungsvorgang (Aktivierung), welcher den Organismus auf die Reizquelle durch Unterbrechung des aktuellen Verhaltens, Ausrichtung der Sinnesorgane, Vorbereitung der Reizaufnahme und erhöhte Aufmerksamkeit einstellt. Pawlow hatte diesen "was ist das"-Reflex auf neue Reize bei seinen Untersuchungen an Hunden beobachtet. Psychophysiologisch ist die OR u.a. durch Erhöhung der Hautleitfähigkeit Elektrodermale Aktivität, durch Abnahme der Herzfrequenz (Elektrokardiogramm), Vasokonstriktion der peripheren Blutgefäße und Veränderungen im Elektroenzephalographie (P300 Komponente, Blockierung des Alpha-Bandes bzw. Desychronisation), Okulomotorik, erhöhten Muskeltonus und viele weitere Reaktionskomponenten zu kennzeichnen. Dies ist ein durchschnittliches Reaktionsprofil. Im interindividuellen Vergleich ergeben sich häufig Diskrepanzen zwischen diesen Komponenten der OR, so daß die Intensität der Reaktion aus einer einzelnen Komponente nicht zuverlässig vorhergesagt werden kann. Die Intensität (Amplitude) der OR war für Pawlow ein wichtiges Maß der Stärke/Schwäche des Nervensystems und gilt bis heute als ein psychophysiologischer Index für die Neuheit, Bedeutung und Relevanz eines Reizes (Ereignisses), wobei jedoch hinsichtlich des verwendeten physiologischen Parameters, des Reiz-Kontextes und der Instruktion (mit oder ohne Instruktion, auf Reize zu achten und ggf. diese zu zählen) zu unterscheiden ist. Zahlreiche Untersuchungen wurden der schwierigen Unterscheidung der Orientierungsreaktion von der Defensiv-Reaktion (Sokolov) gewidmet, u.a. hinsichtlich der Habituation, an wiederkehrende Reize.
Literatur
Schandry, R. (1988). Lehrbuch der Psychophysiologie (2. Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
PsychologielexikonModernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.