Kriterium für die Indikation einer psychoanalytische Therapie: Bei einer stark eingeschränkten oder gestörten Realitätsprüfung des Klienten starke Projektion, paranoide Reaktion, wahnhafte Verkennung der Wirklichkeit entwickelt sich nur selten der Wunsch nach einer psychoanalytischen Behandlung. Folgende Dimensionen der Realitätsprüfung lassen sich nennen: a) Unterscheidung zwischen Vorstellungen und Wahrnehmungen: kann gestört sein durch unbewußte Phantasien und Wünsche und Über-Ich-Impulse, b) die Genauigkeit der Wahrnehmung: kann ebenfalls durch unbewußte Phantasien gestört sein, die durch religiöse, weltanschauliche Ideologien in Erscheinung treten, c) die innere Realitätsprüfung bzw. das Gewahrwerden innerer Konflikte: kann zu Selbstgerechtigkeit und Konfliktunfähigkeit führen, d) die äußere Realität: soziokulturelle und sozioökonomische Gesichtspunkte sind in den Deutungsprozeß mit einzubeziehen.
Literatur
Mertens, W. (1998). Psychoanalytische Grundbegriffe (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union.
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