die Verlagerung eines inneren Vorgangs nach außen. Es wird wie mit einer Laterna magica ein Bild, das sich die Seele gemacht hat, in die äußere Wirklichkeit wie auf eine Leinwand projiziert. Wir sehen in »friedliche« oder »drohende« Landschaften, in Tiere und Pflanzen und selbst in tote Gegenstände menschliche Gefühle hinein, wie sie uns selbst bewegen. Wir deuten alles um uns her nach unseren inneren Erfahrungen, um es uns heimisch zu machen. Dann meinen wir, es zu verstehen und vielleicht sogar beherrschen zu können (vgl. Animismus). Wir benutzen es, um daran unsere Gefühle zu heften und sie auszuleben. Oft schleudern wir die Erfahrungen mit der eigenen Person und mit den Mitmenschen heraus, sodaß sie erhöht und von menschlicher Verantwortung befreit zu sein scheinen. So werden menschliche Verhältnisse zum Muster der Vorstellung von einer Welt der Götter genommen. Vor allem das Bild des Vaters wird in den Himmel projiziert, zum Bild des allmächtigen, strafenden, belohnenden und schützenden Gottes vergrößert. Sünden, die wir unbewußt begehen möchten, aber nicht zu begehen wagen, werden mithilfe der Projektion auf Teufel, Sündenböcke, Feindgruppen abgeladen. Wie ihr Gegenteil, die Verinnerlichung, die Introjektion und die Identifikation, stellt auch die Projektion eine Verwischung der Grenze zwischen Ich und Außenwelt dar. Im Grunde wissen wir niemals sicher, ob die Dinge, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, wirklich so sind, wie wir sie sehen, oder wie weit unser Eindruck von ihnen von einer Art Projektion mitbestimmt ist. Am deutlichsten wird der Anteil der Projektion bei den sogenanten Projektions Testen: es werden der Versuchsperson bildliche Anreize geboten, die Assoziationen und Deutungen anregen sollen. Aus dem Unterschied zwischen der Vorlage und der subjektiven Interpretation lassen sich die Gefühlsvorgänge erschließen, die in das Test-Material »hineingesehen«, projiziert worden sind.Hinausverlegung eines unbewußten, verbotenen Motivs in andere Personen. Ein Beispiel ist der «Beziehungswahn» einer erotisch unbefriedigten Frau: Sie glaubt sich von einem Mann mit unsittlichen Anträgen verfolgt, sucht möglicherweise sogar die Polizei gegen ihn einzusetzen, um ihn zu zwingen, ihr nicht mehr nachzustellen; tatsächlich jedoch will der Mann gar nichts mit ihr zu tun haben, vielmehr hat sie sich unbewußt in ihn verliebt. Ihr eigener Wunsch («Ich liebe ihn») wird hinausverlegt («Er liebt mich») und von ihr entrüstet abgewehrt («Was erlaubt er sich, mir nachzustellen!»). Es ist im Alltag oft nicht leicht, zwischen der richtigen Wahrnehmung der Motive eines anderen Menschen und einer Projektion zu unterscheiden, zumal sich die Projektion teilweise mit anderen Bereichen des sozialen Lernens überschneidet. Als Kinder erfahren wir, daß unsere eigene Einstellung (Freundlichkeit etwa) auch bei anderen Menschen leichter Freundlichkeit auslöst. Zugleich werden wir weniger bestraft, wenn die bestrafte Handlung von einem anderen eingeleitet wurde. Von Projektion im engeren Sinn sollte man nur sprechen, wenn es sich um ein verdrängtes, unbewußtes Motiv handelt, das in andere hineingesehen wird. Den projektiven Tests liegt ein weiter gefaßter Projektionsbegriff zugrunde.
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