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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Sklaverei

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

die »Leibeigenschaft«, durch die ein Mensch wie ein Gegenstand oder ein Stück Vieh einem anderen Menschen gehört. Die ersten Sklaven waren Kriegsgefangene oder Angehörige unterworfener Völker. Das gilt in gewissem Sinne noch für die Neger, die man aus Afrika raubte und als Sklaven nach Amerika verbrachte. Dazu traten Schuldsklaverei oder Zwangsarbeit als juristische Strafe. Auch von Lohnsklaverei, der totalen Abhängigkeit eines Proletariates von Unternehmern, hat man gesprochen. Alle antiken Kulturen waren auf dem Prinzip der Sklaverei aufgebaut, da nur die Sklavenarbeit der Führungsschicht erlaubte, in Muße eine Kultur zu entwickeln. Erst die modernen Maschinen, die »eisernen Sklaven«, haben da eine grundsätzliche Wandlung ermöglicht. Die Verfügungsgewalt über andere Menschen hat deren Herren stets dazu verführt, ihre Aggression an den Hörigen auszulassen, bis hin zu einer Grausamkeit, durch die der Besitz selbst geschädigt wurde. Sklaven wurden nicht nur als Arbeitstiere, sondern auch als willenlose Sexualobjekte benutzt. Eine mitmenschliche Partnerschaft wurde so oder so ausgeschlossen. Die Arbeitsleistung der Sklaven verminderte die Arbeitslust und die Arbeitsfähigkeit der Herren. Die Sklaverei korrumpierte auch die Herrenschicht. Um die Herrschaft über das Maß hinaus zu sichern, das die bloße Gewalt bewirken kann, wurden vielfältige Mittel des Drills und der Erziehung eingesetzt, um bei den Hörigen eine Sklavengesinnung zu erzeugen, in der sie ihre Unterordnung bejahen. Soweit das gelingt, verschafft es den Herren eine scheinbare Berechtigung, etwa mit dem Satz: »Sie wollen es ja selbst nicht anders.« Als in den Vereinigten Staaten die Sklaverei abgeschafft wurde, sahen sich in der Tat unzählige Neger einer Unsicherheit ausgesetzt, mit der sie kaum fertig wurden, weil sie eben nie zur Selbstverantwortung in Freiheit angehalten worden waren. Ähnliche Gründe trugen gewiß dazu bei, daß Sklavenaufstände so gut wie nie erfolgreich waren. Oft führte der Druck der Sklaverei zu einer Flucht in die Innerlichkeit, also zu einem Glauben an seelische Werte und an ein Glück im ewigen Leben nach dem irdischen Tode. So war das Christentum lange Zeit die Religion der römischen Sklaven. Auch die amerikanischen Negersklaven haben eine sehr intensive und durchaus besondere Frömmigkeit entwickelt. Die psychischen Folgen der Sklaverei zeigen sich in abgeminderten Formen in allen Gesellschaften, die breite Schichten zur Untertänigkeit drängen.

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