Die Angst vor dem Verlust eines Sicherheit gewährenden Menschen gehört zu den wichtigsten Ängsten der Kindheit. Um die Trennung zu vermeiden, spaltet das Kind jene Erlebensbereiche von seinem bewußten Ich ab, die von den wichtigen Bezugspersonen abgelehnt und mit der Drohung, es zu verlassen, verbunden werden. Kinder, die sehr starken Trennungsängsten ausgesetzt werden - zum Beispiel Kleinkinder, die bei einem Krankenhaus- oder Heimaufenthalt plötzlich von der Mutter getrennt werden -, zeigen erst eine Depression mit Trauermiene, Weinen, heftigen Versuchen, die Mutter festzuhalten oder durch Schreien zum Zurückkommen zu bewegen. Nach dieser Trauer, die einige Wochen anhält, kann die Bindung an die Bezugsperson abreißen. Das Kind will nun nichts mehr mit der Mutter zu tun haben, die es erst so heftig herbeiwünschte, und stößt sie zurück, wenn sie sich ihm zuwendet.
Nur ganz allmählich kann es wieder Vertrauen gewinnen. Dieses abweisende Verhalten ist eine Reaktionsbildung gegen die Trennungsangst, die beim schizoiden Menschen im Erwachsenenalter fortbesteht. In den Partnerbeziehungen von der Pubertät an spielen Trennungsangst und ihre Abwehr ebenfalls eine wichtige Rolle. Nicht wenige Ehen werden deshalb aufrechterhalten, weil die Trennung so sehr gefürchtet wird, daß auch eine sonst sehr unbefriedigende Partnerschaft in Kauf genommen wird.
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