Psychologielexikon

Amthauer

Amthauer, Rudolf, 1921-1989, einer der international bekanntesten deutschen Psychologen, Wegbereiter der Angewandten Psychologie. Er begann sein Psychologiestudium Ende der vierziger Jahre in Göttingen (Diplom 1951, Dissertation 1952). Danach hatte Amthauer zunächst eine Leitungsfunktion bei der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen inne, bevor er bis 1983 der Hoechst AG angehörte, wo er schließlich zum Leiter des Ausbildungswesens avancierte. 1967 nahm er einen Lehrauftrag für Arbeits- und Betriebspsychologie an der Universität Frankfurt an. Die Entwicklung seines für die berufliche Eignungsuntersuchung bedeutsamen und in der deutschen Intelligenzdiagnostik nach dem Zweiten Weltkrieg historisch bahnbrechenden Intelligenz-Struktur-Tests (IST) brachte Amthauer Popularität in der Bevölkerung ein. Außerdem ist sein Instrument zur Feststellung des praktisch-technischen Verständnisses (PTV) zu erwähnen, das bei der Auslese von Kandidaten in Berufen mit handwerklichen Fähigkeiten eine Rolle spielt. Der praktisch-psychologische Charakter kommt in der breiten Palette seiner Forschungen immer wieder zum Ausdruck: Amthauer befaßte sich ferner mit den Beziehungen zwischen geistigen und körperlichen Eigenschaften, der Förderung minderbegabter Menschen, geschlechtlichen Leistungsdifferenzen und der Belastung von Mitarbeitern in größeren Betrieben. Auch entwicklungspsychologische Arbeiten zieren seinen Weg (Akzeleration, soziale Probleme von Jugendlichen, Händigkeit, linke vs. rechte Hirnhemisphäre). Amthauer ist es gelungen, auf dem Gebiet der beruflichen Aus- und Weiterbildung und in der Bildungspolitik Zeichen zu setzen. Da seine Ausführungen häufig als vorbildlich angesehen wurden, fungierte er als hoch geschätzter Berater internationaler Institutionen. Amthauer verhalf dadurch Psychologen im Arbeitsleben zu breiter Anerkennung. 1978 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen. Er starb nach schwerer Krankheit im Herbst 1989.