dispositionale Faktoren bzw. überdauernde Personenmerkmale, die an emotionalen Zuständen beteiligt sind - wenngleich Ausprägung und Qualität von Emotionen hauptsächlich von situativen Reizen abhängen. Mindestens zwei Gründe sprechen dafür, daß überdauernde Personenmerkmale an der Entstehung von Emotionen und deren Verlauf beteiligt sind. 1) Wir können zum Teil selbst entscheiden, in welche Situationen wir uns begeben, und können damit unsere Emotionen selbst beeinflussen. 2) Menschen reagieren auch in identischen Situationen unterschiedlich. Von den "großen" Persönlichkeitsdimensionen stehen Neurotizismus und Extraversion in einer Beziehung zu Emotionen. Eine wesentliche Komponente von Neurotizismus ist nach Ansicht vieler Autoren (z.B. Eysenck) das Vorhandensein negativer Emotionen wie Angst, Unruhe, Traurigkeit (Trauer), Schuldgefühl und auch Ärger. Persönlichkeitsfragebögen enthalten deshalb auch Items zu entsprechenden Reaktionsweisen.
Durch empirische Untersuchungen ist vielfach belegt worden, daß Neurotizismus mit der Intensität negativer Emotionen korreliert, und zwar nicht nur in belastenden, sondern auch in relativ neutralen Situationen. Da viele dieser Untersuchungen in standardisierten Situationen durchgeführt wurden, müssen die beobachteten interindividuellen Unterschiede in den emotionalen Reaktionen auf unterschiedliche Reaktionstendenzen zurückgeführt werden. Eine Erklärung dafür liefern bestimmte Streßverarbeitungs- oder Bewältigungsstrategien (z.B. Resignieren; Streß), die sich besonders bei Personen mit höheren Neurotizismuswerten feststellen lassen. Extraversion geht dagegen eher mit positiven Emotionen einher, und zwar auch in Situationen, die für alle Personen identisch sind, so daß eine spezielle Bereitschaft, mit positiven Emotionen zu reagieren, anzunehmen ist. Möglicherweise spielen hier die größere Lebhaftigkeit und Energie extravertierter Personen eine Schlüsselrolle.
Während die bisher genannten Persönlichkeitsmerkmale mit dem Auftreten bestimmter Emotionen in Verbindung gebracht werden, soll mit Alexithymie erklärt werden, daß manche Menschen eher "emotionslos" sind. Mit dem Konstrukt, das aus der psychosomatischen Forschung hervorgegangen ist, soll die Unfähigkeit (besonders von psychosomatischen Patienten) erklärt werden, emotional zu reagieren oder die eigenen Emotionen wahrzunehmen.
Eine Disposition, die sich explizit auf das aktive Aufsuchen emotionsauslösender Situationen bezieht, ist die Stimulationssuche (sensation seeking). Personen mit hoher Merkmalsausprägung bereitet es Vergnügen, sich (z.B. durch das Ausüben riskanter Sportarten; Abenteuersport) intensiven Reizen auszusetzen, die bei ihnen auch Emotionen auslösen werden.
Literatur
Schmidt-Atzert, L. (1996). Lehrbuch der Emotionspsychologie. Stuttgart: Kohlhammer.
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