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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

emotionaler Ausdruck

Autor
Autor:
Werner Eberlein

bedeutet, daß der emotionale Zustand einer Person am Verhalten oder an Verhaltensprodukten (z.B. Schrift; Schriftpsychologie) erkennbar wird. Bei diesem Erkennen kann es sich um ein subjektives Eindrucksurteil (z.B. "X hat Angst") handeln oder um eine objektive Beschreibung von Verhalten. Im ersten Fall nimmt der Beobachter Verhaltensänderungen wahr und schließt daraus auf eine Emotion. Durch experimentelle Variation des dargebotenen Ausdrucksverhaltens kann man herausfinden, wie die Eindrucksurteile zustande kommen. Beispielsweise hat man nur Körperbewegungen (ohne das Gesicht) gezeigt, um festzustellen, welche Emotionen Beobachter daraus erschließen. Laien "erkennen" verschiedene Emotionen anhand der Mimik, der Stimme und von Körperbewegungen. Sie lassen sich dabei vom Handlungskontext beeinflussen, wenn dieser mit dargeboten wird. Mitglieder unterschiedlicher Kulturen beurteilen bestimmte Darstellungen ähnlich. So wurden ausgewählte Gesichtsausdrücke kulturübergreifend als Ausdruck von Freude, Angst, Überraschung, Ärger, Traurigkeit, Ekel und Verachtung beurteilt.

Durch eine objektive Beschreibung von Verhaltensweisen will man herauszufinden, welche Verhaltensmerkmale charakteristisch für eine bestimmte Emotion sind. So können mimische Veränderungen durch systematische Verhaltensbeobachtung (z.B. Facial Action Coding System FACS) oder mit Hilfe von Elektroden über den Gesichtsmuskeln (Gesichtsmuskel-EMG) beschrieben werden. Zum spontanen (nicht gestellten) Emotionsausdruck liegen noch wenige gesicherte Erkenntnisse vor. Dazu gehören, daß bereits bei Neugeborenen durch Geschmacks- und Geruchsreize ein Lächeln und ein ekelähnlicher Ausdruck ausgelöst werden können, daß Freude oft mit einer Aktivierung des Zygomaticus major (Hochziehen der Mundwinkel), verschiedene negative Emotionen mit einer des Corrugator supercilii (Zusammenziehen der Augenbrauen) einhergehen und daß bei emotionaler Erregung oft die Grundfrequenz der Stimme ansteigt.

Das Ausdrucksverhalten kann auch willentlich gesteuert werden, und es gibt soziale Normen, die in bestimmten Situationen das angemessene Ausdrucksverhalten vorschreiben. Emotionaler Ausdruck kann unterdrückt ("Pokerface"), durch einen anderen maskiert oder einfach vorgetäuscht werden (z.B. Lächeln demonstriert Freude über ein Geschenk). Ferner haben viele dieser Verhaltensweisen auch eine kommunikative Funktion. Sie werden eingesetzt, um Zustimmung oder Ablehnung zu signalisieren, eine Einstellung zum Gesprächsthema auszudrücken oder etwa anderen zu drohen.

Literatur

Schmidt-Atzert, L. (1996). Lehrbuch der Emotionspsychologie. Stuttgart: Kohlhammer.


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