auch: Ethnozentrik, zeigt sich zum einen als generalisierte Feindseligkeit gegenüber anderen Gruppen, Nationen oder Völkern, zum anderen als eine Präferenz der eigenen Gruppe, deren Normen, Werte und Verhaltensweisen Grundlage und Maßstab der Beurteilung aller anderen Gruppen, Nationen oder Völker wird.
Für Sumner (1906), der dieses Konzept wie auch die beiden in diesem Zusammenhang besonders wichtigen Konzepte der "in-group" und "out-group" eingeführt hat, führt Ethnozentrimus ein Volk oder eine Nation dazu "to exaggerate and intensify everything in their own folkways which is peculiar and which differentiates them from others" . In der besonders für die sozialpsychologische Forschung relevanten Monographie von LeVine & Campbell (1972) findet sich eine Liste von insgesamt 23 Merkmalen zur Charakerisierung von Ethnozentrismus, von denen sich neun auf die "in-group" und 14 auf die "out-group" beziehen, was nichts anderes heißt, als daß es (eher mehr als weniger) zahlreiche Versionen und Ausprägungen gibt, wie die eigene Gruppe aufgewertet und die andere abgewertet wird (soziale Identität).
Die funktionale Bedeutung des Ethnozentrismus für die Majorität besteht vor allem in der Möglichkeit der Rechtfertigung der eigenen Überlegenheit und der Unterlegenheit der ethnischen Minderheiten, und den von der Majorität daraus abgeleiteten Ausbeutungsstrategien zur Aufrechterhaltung von Wohlstand und Einfluß.
Die dem Ethnozentrismus zugrundeliegende soziale Kategorisierung von Intergruppenbeziehungen in "in-group" und "outgroup" wird durch Loyalität und Präferenz der "in-group" gegenüber vor allem dann zu einem Risiko-und Konfliktfaktor in Intergruppenbeziehungen, wenn sich dadurch die Kombination von Ethnozentrismus mit sozialer, politischer oder ökonomischer Macht zu kultureller Macht Rassismus verbindet und in Gewaltaktionen eskaliert.
Das mit dem Ethnozentrismus verbundene Attributionsmuster, Erfolge der "in-group" vor allem durch die Zuschreibung von dispositionalen Merkmalen und Mißerfolge eher durch externale oder situative Bedingungen zu erklären, während Mißerfolge der "outgroup" eher durch Dispositionen und Erfolge als durch externale oder situative Bedingungen erklärt werden, wird als "ultimativer Attributionsfehler" bezeichnet. Einschränkend sollte jedoch vor allzu schneller Generalisierung gewarnt werden: Dieses Attributionsmuster findet sich bei interkulturellen Vergleichen vor allem in westlichen Kulturen (interkulturelle Erziehung).
Literatur
Jones, E. E. (1997). Prejudice and racism. New York: McGraw-Hill.
LeVine, R. A. & Campbell, D. T. (1972). Ethnocentrism: Theories of conflict, ethnic attitudes, and group behavior. New York. Wiley.
Sumner, W. G, (1906). Folkways.: A study of the sociological importance of usages, manners, customs, mores and morals. Boston: Ginn.
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