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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Glücksspiel

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

wurde von F. Dostojewski bereits 1866 ("Der Spieler") treffend beschrieben: "Vielleicht wurde meine Seele durch die vielen Empfindungen während des Glücksspiels nicht in höherem Maße befriedigt, sondern nur gereizt und verlangte nach immer stärkeren Empfindungen - mehr und mehr, bis sie schließlich erschöpft war." Dieses Zitat schildert eindringlich die Kräfte, die den zwanghaften Spieler zu treiben scheinen (Zwangsstörungen). Zwanghaftes Spielen ist eine chronisch progressive Verhaltensstörung, die eine Person unter Ausschluß praktisch aller anderen Lebensbereiche völlig vom Glücksspiel abhängig machen kann (nicht stoffgebundene Form von Sucht). Der Wandel von der "unschuldigen" Wette zum besessenen Glücksspiel vollzieht sich schleichend. Am Anfang dieser Entwicklung steht meist ein größerer Gewinn oder eine Glückssträhne, die zu einer irrational euphorischen Illusion von Unbesiegbarkeit und grenzenlosem Glück im Spiel führen. Unvermeidbare Verluste erzeugen dann schnell die "Notwendigkeit", weiter zu spielen, um die Verluste wettzumachen und das Glück zu "zwingen". Nach und nach verliert der zwanghaft Spielende jegliche Kontrolle über seinen nomalen Spieltrieb (Spiel) und ist offensichtlich nicht mehr fähig, ohne das Glücksspiel zu leben. Die Gedanken eines Spielers kreisen nur noch um zwei Themen: Wo bekomme ich Geld her zum Weiterspielen? Wie komme ich unbemerkt in die Spielhalle? Im Endstadium dieser Entwicklung bzw. pathologischen Eigendynamik scheint der Spieler körperlich und geistig völlig erschöpft und fühlt sich hilflos und ohne Hoffnung seinen Mitmenschen entfemdet. Dieser Zustand ist nicht selten gekennzeichnet durch depressive Zustände (Depression), Suizidgedanken und -versuche (Suizid).

Literatur

Custer, R. (1986). Spielen kann zu Abhängigkeiten führen. Ein Situationsbericht aus den USA. In A. Kirchdorfer (Hrsg.), Zur Psychologie von Spiellust und Kontrolle. Das Spielverhalten (2. Aufl.). München: Peutinger-Institut.


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