hier: Menschen, die dem Glücksspiel verfallen sind. Am Kartentisch oder am Roulette, am Wettschalter oder bei der Lotterie gehen sie größere Risiken ein, als es ihren Reserven entspricht. Obwohl sie wissen müßten, wie gering ihre Chancen sind, vertrauen sie auf den Zufall, der ihnen einen Gewinn bringen könnte, wie er durch Arbeit nicht zu erzielen wäre. Einige von ihnen versuchen, diesen Zufall in irgendein System zu zwingen, das meist auf abergläubischen, magischen Vorstellungen beruht. Im Grunde erwarten sie den Erfolg als Bestätigung einer Art Gnadengabe, die sie befähigen müßte, das an sich übermächtige Schicksal doch noch zu überlisten. Die Summe böser Erfahrungen, die sie und andere Spieler gemacht haben, bestärken sie nur in dem Trotz, mit dem sie immer wieder um das Unwahrscheinliche kämpfen. Mit den Niederlagen, die sie auf sich ziehen, erwecken sie den Eindruck, daß sie eigentlich eben gerade das Unglück suchen. Einer der berühmtesten Spieler, der russische Dichter Dostojewski, verließ die Spielkasinos nicht eher, als bis er wieder einmal alles verloren hatte; aber gerade dieses Elend scheint die Bedingung für seine literarische Schaffenskraft gewesen zu sein. In seinem Fall läßt sich die Spielsucht besonders deutlich auf ein masochistisches Strafbedürfnis zurückführen; unbewußt suchte er also nicht den Gewinn, sondern eben den Verlust. Freud hat die Spieler-Leidenschaft auf die »Ursucht« der Selbstbefriedigung zurückgeführt. Auf diesem Zusammenhang mag auch der Glaube beruhen, daß sich das Glück im Spiel nicht mit dem Glück in der Liebe vereinbaren läßt.
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