wird in ihrer Bedeutung nicht nur im Alltag, sondern auch in der wissenschaftlichen Literatur wenig beachtet. Im Guten wie im Schlechten können jedoch Großeltern eine wichtige Rolle spielen. Sie können ihr Enkelkind in der Entwicklung entscheidend fördern, wenn sie die Eltern in ihrer Erziehungstätigkeit ergänzen und eine komplementäre Rolle zu ihnen übernehmen. Sie können dem Kind seelische Unterstützung, Sicherheit und Zuflucht oft auch dann gewähren, wenn dies den Eltern aufgrund äußerer Umstände nicht möglich ist oder wenn sich zwischen Eltern und Kind ein heftiger Konflikt abspielt. Die Enkel ihrerseits können den Großeltern, d.h. oft auch Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt, zusätzlich Sinn und Daseinsinhalt geben. Der lebendige Gefühls- und Gedankenaustausch mit einem Enkel kann für den alternden Menschen eine Hilfe beim Überdenken des eigenen Lebens und bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen, nahenden Tod bedeuten. Andererseits können Enkel auch eine Quelle der Unruhe oder gar der Kränkung bedeuten. Zwischenmenschliche Erfahrungen über den großen Altersabstand hinweg können sowohl die schmerzliche Auseinandersetzung mit und die Bewältigung von Schuld und Fehlentwicklung nötig machen als auch Gefühle der Bestätigung und Dankbarkeit wecken. Selten wird die seelische Begegnung zwischen Großeltern und Enkelkind in unserer Zeit die Form einer einträchtigen Übereinstimmung annehmen, sondern viel eher eine heftige Auseinandersetzung, eine abwechselnde Distanzierung und Annäherung, ein lebendiger, dynamischer Prozeß (Altersprobleme, Gerontopsychologie, Familie).
Literatur
Schwab, P. (1987). Großeltern und Enkelkinder. Zur Familiendynamik der Generationsbeziehung. Heidelberg: Asanger.
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