eine Methode der Textinterpretation, die metaphorische Redewendungen auf zugrunde liegende Vorstellungs- und Wahrnehmungsmuster hin untersucht. Theoretische Grundlage sind neuere metapherntheoretische Ansätze, vor allem aus der kognitiven Linguistik (Lakoff und Johnson). Diese gehen davon aus, daß metaphorische Übertragungen aus einfachen, sinnlich wahrnehmbaren Erfahrungen auf komplexe, abstrakte Erfahrungsbereiche einen Grundzug menschlichen Denkens und Handelns darstellen. Metaphern sind demnach nicht nur schlichte sprachliche, sondern kulturell beeinflußte kognitive Konzepte, mit denen die Erfahrungswelt strukturiert, interpretiert und kommuniziert wird, und die handlungsleitend wirken. Von Interesse sind neben kreativen Neuprägungen insbesondere die alltäglichen, konventionellen Metaphern, die dem einzelnen als konzeptuelle Modelle dienen. Grundgedanke metaphernanalytischer Ansätze ist, daß unterschiedliche metaphorische Erfahrungskonzeptionalisierungen psychologisch und alltagspraktisch bedeutsam sind. Beispielsweise beschreiben professionelle Helfer/innen in Interviews ihre Tätigkeit u.a. mit Metaphern der Last ("unterstützen" von "belasteten" Klienten, die es "schwer" haben etc.), visuellen Metaphern (Versuch "durchzublicken", zu "klären" etc.) oder Metaphern der Bindung (Kontakte "knüpfen"; versuchen, problematische Klienten zu "binden", ehe sie sich "abnabeln" etc.).
Methodisch wird bei Metaphernanalysen von einzelnen bildhaften Redewendungen im Kontext eines Satzes ausgegangen; von da aus werden weitere Verweisungszusammenhänge (Metaphernfelder) im Gesamttext gesucht, die die latenten Sinngehalte der metaphorischen Ausdrucksweisen erhellen können. Anwendungsfelder sind u.a. die qualitative Psychotherapieforschung und die Biographieforschung, sowie die Kulturpsychologie.
Literatur
Schmitt, Rudolf (1995). Metaphern des Helfens. Weinheim: Psychologie Verlags Union.
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