eigentlich der Anteil eines Schauspielers in einem Theaterstück, danach das Verhalten, das in der Gesellschaft oder in einer bestimmten Gruppe von deren Mitgliedern je nach ihrer Funktion erwartet wird. Gewisse Rollen-Vorschriften gelten für alle Männer oder für alle Frauen (Geschlechtsrollen), für alle Jugendlichen oder für alle Alten, für alle Bürger oder alle Angehörigen des Proletariats usw. Zugleich hat ein und derselbe Mensch verschiedenen Rollen nebeneinander gerecht zu werden. So erwarten von einem Manne seine Kinder ein Verhalten als Vater, die Ehefrau ein Verhalten als Gatte, aber auch noch als Liebhaber, der Vorgesetzte im Beruf die Einordnung als Untergebener, die abhängigen Mitarbeiter die Führung und Fürsorge, die Genossen in einer Vereinigung das Benehmen eines Kameraden oder auch »Kumpels«. Es kommt zu Rollen-Konflikten. Jede Rolle kann unterschiedlich gedeutet werden, und so steht nicht wirklich fest, wie man sie jeweils zu spielen hat. Ob man sie so verkörpert, wie es die anderen für richtig halten, ergibt sich erst aus der Zustimmung, die sich mit dem Applaus im Theater vergleichen läßt. Keine Rolle deckt sich mit der Fülle des eigenen Wesens. In jeder muß man Eigenschaften unterdrücken, also gleichsam das Gesicht unter einer Maske verstecken . Dennoch lassen sich in einer Rolle Wesensanteile ausdrücken, die anders kaum verwirklicht werden können. Von daher kommt die Freude am Rollen-Spiel, wie sie auf Kostümfesten oder beim Laientheater frei wird. Ein Berufsschauspieler kann nur in dem Maß überzeugen, in dem es ihm gelingt, die Eigenschaften in sich »hochzuspielen«, die seiner jeweiligen Rolle entsprechen, und andere, die dort nicht hingehören, vorübergehend abzublenden. Aus der Möglichkeit, mit dem Rollenspiel Strebungen freizusetzen, die sonst unterdrückt sind, haben einige Psychotherapeuten eine Form der Gruppentherapie entwickelt. Sie lassen ihre Patienten miteinander ein »Psychodrama« improvisieren, in dem soziale Verhältnisse in einer Gruppe »ausprobiert« und soziale Konflikte »agiert« werden. Immerhin kann man nicht nur vor anderen, im sozialen Geflecht, sondern auch vor sich selbst eine Rolle spielen. Dann ist ein Teil der Person das Publikum und der Richter dessen, was der andere Wesensteil als Möglichkeit im Spiel »vorschlägt«. Der Maßstab der Kritik ist dann aber immer noch von den Erfahrungen abgeleitet, die man mit einem bestimmten Verhalten vor anderen gemacht hat.Ursprünglich «was ein Schauspieler aufzusagen hat»; darüber hinaus in der Sozialpsychologie das einem Menschen von seinen Bezugspersonen (von den Gruppen, in denen er lebt und deren Urteile ihm wichtig sind) vorgeschriebene Verhalten. Dabei besteht immer eine Wechselwirkung zwischen dem eigenen Rollenverständnis und Verhalten nach außen und dem Einschätzen dieser Rolle seitens der Gruppe. Gesellschaftlich festgelegt ist beispielsweise die «Frauenrolle», die an jede Frau bestimmte Erwartungen richtet, ungeachtet ihrer persönlichen Eigenschaften und Lebensumstände.
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