umfaßt im Unterschied zur Kindergartenpädagogik auch die Früh- oder Kleinkinderziehung, die aber in Deutschland bis heute als öffentliche Aufgabe nach wie vor stark vernachlässigt wird. Eine große Rolle spielen im Kleinkindalter die Eltern-Kind-Spielgruppen, zu denen erst wenige Forschungsarbeiten vorliegen. Nur wenige Kinder im Alter bis zu drei Jahren werden regelmäßig außerhalb der Familie durch Tagesmütter oder in Krippen bzw. Kindertagesstätten betreut. Die Ergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Studien belegen entgegen den weit verbreiteten Befürchtungen, daß bei guten institutionellen Bedingungen eine nicht länger als halbtags dauernde Fremdbetreuung durchaus sogar entwicklungsfördernd sein kann. Die Konzepte zur vorschulischen Erziehung im Kindergartenalter haben in den letzten Jahrzehnten mehrere Wandlungen durchlaufen. Die Tradition der 50er Jahre basierte auf geschlossenen festen Programmen für den Ablauf des Erziehungsgeschehens im Kindergarten. Die 60er Jahre brachten einerseits mit der Studentenbewegung neue Konzepte zur Veränderung der Erziehungsstile mit sich (antiautoritäre Erziehung) und orientierten sich andererseits an einer stark auf die individuelle kognitive Entwicklung ausgerichteten optimistischen Förderung, die so weit ging, daß in den 70er Jahren spezielle Vorklassen oder gar eine Vorverlegung des Einschulungsalters diskutiert und erprobt wurden. Verschiedene Evaluationsstudien (z.B. des amerikanischen Head-Start-Programms) konnten jedoch keine langfristig andauernden positiven Entwicklungseffekte nachweisen. Ungeachtet dessen wurden in den letzten Jahren erneut Programme zur kognitiven Förderung (z.B. mit Hilfe des Computers) wiederbelebt. Eine Schwerpunktverlagerung der vorschulischen Erziehung begann dann in den 70er Jahren zugunsten einer Förderung der sozialen Kompetenz, ausgehend von der Kinderladenbewegung bzw. den Eltern-Initiativ-Gruppen, die wesentlich zu einer neuen Pädagogik des Kindergartens beigetragen haben (Nickel, 1985). Eine neue Orientierung hat die Vorschulerziehung durch den Situationsansatz in den 80er Jahren erfahren. Dabei handelt es sich um ein offenes Rahmencurriculum, das vor dem Hintergrund eines ökologischen Modells der Sozialisation auf der Vorstellung basiert, Kinder sollten möglichst früh lernen, die für sie bedeutsamen sozialen Situationen möglichst autonom zu bewältigen. Dazu wurden spezielle Erziehertrainings entwickelt, mit denen Möglichkeiten der Förderung des kindlichen Sozialverhaltens vermittelt wurden. Erfolgreich kann institutionelle vorschulische Erziehung aber nur werden, wenn sie eine Sensibilität für Probleme familialer Erziehung mit guter Elternarbeit verbindet.
Literatur
Nickel, H. (Hrsg.). (1985). Sozialisation im Vorschulalter. Göttingen: Hogrefe.
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