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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Familien-Stellen nach Hellinger

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

systemisch-phänomenologischer Therapieansatz. Kaum ein Mensch hat die "Psychoszene" in den 90er Jahren mehr in Begeisterung, aber auch in enorme Unruhe versetzt als Bert Hellinger. Durch zahlreiche Großveranstaltungen und ein breites Spektrum an Veröffentlichungen, Video- und Audiokassetten, in denen Hellinger bei seiner Arbeit beobachtet werden kann, wurde Hellingers Ansatz in kurzer Zeit zu einem Begriff in der Fachwelt. Zentral für das Verständnis des Hellingerschen Ansatzes ist das Sippen- bzw. Systemgewissen. Dieses Gewissen ergänzt seiner Erfahrung nach das Individualgewissen und wacht darüber, einen Menschen in den für ihn lebenswichtigen Beziehungen zu halten. Schwere psychische wie körperliche Erkrankungen haben nach Hellinger ihren Ursprung im Sippengewissen, weil dieses in einem archaischen Sinne nach Ausgleich drängt, wenn Personen, die zum System gehören, vergessen oder ausgeklammert werden (z.B. Väter unehelich geborener Kinder). Eine wichtige Dynamik ergibt sich auch, wenn schwere Schuld im System (z.B. Nazi-Vergangenheit der Vorfahren) nicht in einem guten Sinne ausgeglichen wurde. In der Familientherapie unüblich ist auch Hellingers starke Beachtung früherer Partner der Eltern, da diese nach seiner Erfahrung von einem Kind seelisch repräsentiert werden. Eine erweiterte Betrachtung durch das Familien-Stellen erfährt auch das Thema Suizidalität. In den Personenaufstellungen wird unmittelbar sichtbar, wenn jemand aus dem System hinausstrebt und seine Seele einer bereits verstorbenen Person (z.B. frühverstorbenen Großeltern, Eltern oder Geschwistern) nachfolgen will bzw. wenn es jemand übernimmt, anstelle einer anderen Person im System zu gehen (z.B. ein Kind für einen suizidalen Elternteil).

Es gibt mittlerweile zahlreiche Psychotherapeuten, die Hellingers Methode des Familien-Stellens bzw. der Personenaufstellung praktizieren und mit eigenen Arbeitsweisen verknüpfen. Die Methode wird inzwischen auch auf andere als familiäre Kontexte übertragen (z.B. Schule, Arbeit). Andererseits gibt es auch Skepsis und inhaltliche wie methodische Kritik an Hellingers Arbeit (Familienskulptur).

Literatur

Weber, G. (Hrsg.). (1995). Zweierlei Glück. Die systemische Psychotherapie Bert Hellingers. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme.


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