sind in den letzten Jahren vermehrt Gegenstand psychologischer Grundlagenforschung und verhaltensmedizinischer Therapieansätze geworden (Verhaltensmedizin). Von Interesse ist zum einen der mögliche Einfluß psychologischer Prozesse auf das Tumorwachstum (Psychoneuroimmunologie). Beim Menschen konnte aber dabei im Gegensatz zum Tierversuch kein Nachweis erbracht werden. Im therapeutischen Kontext steht zum anderen die Reduktion emotionaler Belastung und von Schmerz als Folge der Erkrankung im Vordergrund. Ängste und Depressionen sind häufige Begleiterscheinungen maligner Erkrankungen. Diese Befindlichkeitsstörungen treten vermehrt dann auf, wenn die Patienten zusätzlich unter tumorbedingten Schmerzen leiden. Zu den Einflußfaktoren für die erlebte emotionale Belastung gehören sowohl medizinische Faktoren (Tumordiagnose, Lokalisation und Stadium des Tumors, klinischer Verlauf der Erkrankung) als auch psychologische (psychosoziale Anpassung an die Erkrankung, Bewältigungsfertigkeiten, kognitive Flexibilität zur Modifikation von Lebensplänen) und soziale Faktoren (emotionale Unterstützung durch Bezugspersonen) (Gesundheitsverhaltensmodelle).
Ziel psychotherapeutischer Interventionen sind eine Verminderung negativer Affekte wie Verunsicherung und Entfremdungsgefühl, Angst vor medizinischen Maßnahmen und Isolation und die Minimierung von Fehlinformationen über die Erkrankung. Verhaltenstherapeutische Techniken werden primär zur Beeinflussung tumor- und behandlungsbedingter Beschwerden wie Schmerzen oder antizipatorischer Nebenwirkungen wie Übelkeit eingesetzt. In edukativen Interventionen sollen dem Patienten Informationen über die Erkrankung selbst, aber auch über Möglichkeiten zum Umgang vermittelt werden. Entspannungstechniken, Hypnose und Imaginationen können dem Patienten helfen, das Erregungsniveau (Aktivierung) zu senken und die vegetative Reaktionslage zu stabilisieren. Zu den verwendeten kognitiven Strategien zählen die Aufmerksamkeitslenkung und der Aufbau bewältigender Selbstinstruktionen. Operante Techniken können insbesondere zur Etablierung eines neuen Bewältigungsstils eingesetzt werden. So unterstützen z.B. eine Erhöhung des Aktivitätsniveaus, die Veränderung inadäquater Einnahme von Schmerzmedikamenten, die Stärkung sozialer Kompetenz und die Verstärkung bewältigender Verhaltensweisen den Abbau schmerzverstärkender Konsequenzen und den Aufbau schmerzhemmenden Verhaltens.
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