auch: Personenwahrnehmung, ein im Alltag selbstverständlicher, meist unreflektiert ablaufender Vorgang, der nicht nur zu einem Bild vom anderen führt, sondern oft das zwischenmenschliche Verhalten entscheidend bestimmt. Über die Wahrnehmung anderer Personen wurden im Laufe der Zeit verschiedene Forschungsansätze entwickelt, deren Fragestellung zunehmend komplexer wurde. Ältere Ansätze gingen zunächst davon aus, daß Körpermerkmale (z.B. Schädelform) bzw. Ausdrucksverhalten (z.B. Mimik, Gestik, Pantomimik) Aufschluß über relativ überdauernde Persönlichkeitsmerkmale oder zumindest über aktuelle Gefühle, Motive oder Befindlichkeiten der anderen Person liefern (sog. Körpersprache). Die unbefriedigenden Befunde exakter empirischer Untersuchungen zu dieser Fragestellung lenkten den Blick dann auf den Prozeß der Eindrucksbildung bei der wahrnehmenden Person. Hierbei konnten eine Reihe von Bedingungen nachgewiesen werden, die einen Einfluß auf den Prozeß der Informationsselektion und Informationsverarbeitung ausüben, so vor allem eigene Erwartungen, Einstellungen und Vorurteile, implizite Persönlichkeitstheorien (implizite Theorien), Muster der Ursachenerklärung von Ereignissen (Attribution) sowie eigene Motive und Emotionen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang z.B. auch die Attraktivität der anderen Person (wer schön ist, ist auch gut). Letztlich handelt es sich bei der Personwahrnehmung um ein transaktionales Phänomen, da sich der Wahrnehmungsgegenstand (nämlich die andere Person) durch das Verhalten des Wahrnehmenden wiederum ändert. Die Selbstwahrnehmung ist ein Spezialfall der Personwahrnehmung. Sie verläuft grundsätzlich nach den gleichen Prinzipien, nur mit dem Unterschied, daß der Wahrnehmende zusätzlich Kenntnis über die eigenen Körperprozesse besitzt. Der Eindruck, man sei auf einer Fotografie nicht richtig getroffen, rührt daher, daß man aus dem Spiegel eine seitenverkehrte Vorstellung von sich selbst hat.
Literatur
Rosemann, B. & Kerres, M. (1986). Interpersonales Wahrnehmen und Verstehen. Bern: Huber.
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