das Aufbegehren im Gegensatz zu Anpassung und Gehorsam. Es gibt Charaktere, die stets zur Empörung gegen die Anforderungen und Einschränkungen der Umwelt, besonders der Gesellschaft, geneigt sind. Oft entsteht Rebellion erst durch ein Übermaß an Druck. Es sind weitgehend die Zahl und die Schärfe der Verbote, die Meuterer machen. Dennoch stellt die Rebellion nicht eigentlich eine Befreiung von den als unerträglich empfundenen Regeln dar. Der Protest erscheint oft als bloße Umkehr dessen, wogegen man protestiert. Er übernimmt sogar Formen aus der Welt, gegen die er rebelliert. So schließen sich viele Rebellen zu Gruppen zusammen, in denen ein vielleicht noch schärferer Zwang zur Unterordnung herrscht als in der Gesellschaftsordnung, die man bekämpft. Zur Rebellion der heutigen Jugend gehört weithin eine neue Uniformität etwa der Kleidung, der Bräuche oder der Sprache. Soweit die moderne Frauenbewegung (Emanzipation) gegen den Vorrang der Männlichkeit protestiert, steht sie in der Gefahr, die männlichen Verhaltensweisen nachzuahmen, statt sie zu überwinden. Viele Rebellen gehen am Ende in ihrer Rebellion auf. Die Empörung wird zum einzigen Lebensinhalt, zum Zwang, zur Sucht. Am schärfsten wird die Situation des rebellischen Einzelgängers, der sich schließlich von allen anderen verfolgt sieht. Sein Kampf mag zur Selbstvernichtung führen, etwa indem er den Märtyrertod sucht oder vor der unbesiegbaren Umwelt in den Selbstmord flieht. Solche Extreme steigern die Abwehr aller Anpassungswilligen gegen jeden Ansatz zur Änderung. Und doch sind es die großen Rebellen, die die menschliche Entwicklung weitergebracht haben, Männer wie Jesus und Sokrates, wie Kopernikus und Darwin, wie Marx und Freud und sie alle wurden bekämpft, einige von ihnen bis auf den heutigen Tag.
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