die Eigenschaften eines sinnlichen Eindrucks, die unser Wohlgefallen auslösen. Man empfindet als schön, was eine gewisse Regelmäßigkeit besitzt. Die einzelnen Züge müssen in einer ausgewogenen Beziehung zueinander stehen. So hat sich auch eine Lehre vom Schönen entwickeln können. Die Ästhetik untersucht die Gesetze der Proportion, der Harmonie von Farben und Tönen, der Wirkung von Formen. Aber jeder Versuch, die Bedingungen eines Eindrucks von Schönheit wissenschaftlich zu erfassen, stößt schnell an die Grenzen des subjektiven Geschmacks oder der Wertmaßstäbe, die eine bestimmte Kultur traditionell festgesetzt hat. Die Regeln der Schönheit sind zwar aus der Wahrnehmung der Natur abgeleitet. Aber was der Mensch als Kunst schafft, soll zugleich die Widrigkeiten und Widersprüchlichkeiten dieser Natur überwinden. Die Sehnsucht nach Schönheit ist eine Art Abwehr. Die Empfindung von Schönheit ist eng mit sexuellen Reizen verbunden, wie sie vor allem auf den Mann wirken. Aber als schön werden nicht die Geschlechtsorgane empfunden, sondern die sekundären Geschlechtsmerkmale, die nicht so unmittelbar an den Geschlechtsvollzug erinnern. Eine regelmäßige, harmonische Schönheit schafft kaum dauerhafte Befriedigung. Sie kann bald leer und langweilig wirken. So hat auch die Kunst kaum je nur nach dem Schönen gestrebt. Wie in der Musik die Harmonie durch Dissonanzen und Synkopen gestört wird, so setzen auch Bildende Kunst und Literatur immer Spannungen ein, um einen Reiz auszulösen. Neben das regelmäßige Schöne tritt das Hübsche, das keinem festgelegten Kanon folgt, und das Aparte, das geradezu seiner Regelwidrigkeit wegen gefällt. Paradoxerweise könnte man geradezu von einer Schönheit des Häßlichen reden.
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